ÖPNV

Görlitz bekommt eine Wasserstoff-Tram

Europas erste Straßenbahn mit Brennstoffzelle ist ab 2026 unterwegs. Sie fährt dort, wo Oberleitungen nicht sinnvoll oder erwünscht sind.
22.02.2024

Ohne Oberleitung wird ab 2026 eine Straßenbahn in Görlitz unterwegs sein.

Ein sächsisches Konsortium will bis Ende 2026 in Görlitz Europas erste Straßenbahn mit Wasserstoffantrieb auf die Schiene bringen. Für dieses Projekt wurden Fördermittel von rund acht Millionen Euro zugesagt. Unter Federführung der Hörmann Vehicle Engineering in Chemnitz ist das Forschungsprojekt „HyTraGen“ (Hydrogen-Tram for next Generation) gestartet.

Projektpartner für den Prototyp sind der Straßenbahnhersteller Heiterblick aus Leipzig und die Flexiva Automation & Robotik aus Amtsberg im Erzgebirge. Tests finden gemeinsam mit den Görlitzer Verkehrsbetrieben (GVB) statt.

Fester Bestandteil neuer Fahrzeugentwicklung

„Wasserstoffantriebe werden zukünftig ein fester Bestandteil neuer Fahrzeugentwicklungen sein“, sagt Volkmar Vogel, Senior Vice President von Hörmann Vehicle Engineering. Das Unternehmen hatte 2019 die Projektidee für eine oberleitungsfreie Straßenbahn mit Brennstoffzellenantrieb entwickelt. Sie soll dabei nicht in direkter Konkurrenz zu bestehenden Oberleitungsbahnen stehen.

Gedacht ist sie als Alternative für Strecken, auf denen Oberleitungen nicht notwendig oder sinnvoll sind. Neue Stadtteile und Stadtrandgebiete können so wesentlich einfacher und mit geringeren Infrastrukturkosten erschlossen werden.

Wo und wie wird Wasserstoff getankt?

„Wasserstoff kann seine Vorteile in Zukunft vor allem dort ausspielen, wo große Massen über lange Strecken transportiert werden, also insbesondere im Schwerlast-, Güter- und Personenverkehr“, sagt Thomas von Unwerth von der Technischen Universität Chemnitz (TUC), die ebenfalls am Projekt beteiligt ist.

Für ihn ist die Wasserstoff-Straßenbahn daher eine sinnvolle Option, deren praktikabler Einsatz aber von vielen Parametern abhängt, insbesondere auch vom Vorhandensein von Wasserstoff-Tankstellen. Ein Forschungsteam der TUC konzentriert sich in den kommenden drei Jahren insbesondere auf die Erarbeitung einer Betankungsstrategie, die Entwicklung von Simulationsmodellen zur Alterung des Antriebstranges und die Vermessung des Brennstoffzellensystems vor der Integration in die Straßenbahn im Laborumfeld.

Neue Wertschöpfungen

Mit den Projektergebnissen will das Konsortium die Weichen für den Bau innovativer Schienenfahrzeuge in Sachsen stellen. Sowohl Fahrzeuge als auch Systemkomponenten sollen neue Wertschöpfungen generieren, da die Projektergebnisse auch für weitere Schienenfahrzeugtypen wie Tramtrains genutzt werden sollen.

Auch für das Chemnitzer Modell könnte dieser Ansatz von Interesse sein. Dieses Modell ist die in der Region Chemnitz angewandte Variante eines Stadtbahnnetzes zur Verknüpfung zwischen Straßenbahn und Eisenbahn. (wa)