ÖPNV

Hamburg bekommt eine hochautomatisierte S-Bahn

Die Hansestadt soll Vorreiterin für den digitalisierten Bahnbetrieb in Deutschland werden.
13.07.2018

Die Deutsche Bahn und Siemens wollen in Hamburg den digitalisierten Betrieb bei der S-Bahn entwickeln. Auf einer Pilotstrecke sollen ab 2021 hochautomatisierte Fahrzeuge unterwegs sein.  Zwar werden auch dann noch Triebfahrzeugführer im Führerstand sitzen – doch ihre Aufgabe wird sich ändern. Sie überwachen und greifen nur noch bei Störungen oder Gefahren ein. Die klassischen Signale an der Strecke werden verschwinden. Erst wenn der Zug den digitalisierten Abschnitt verlässt, steuern die Triebfahrzeugführer wieder konventionell den Zug.

Ausgewählt für den digitalisierten Betrieb wurde die 23 Kilometer lange Strecke zwischen den Stationen Berliner Tor und Aumühle. Vier entsprechend ausgerüstete Züge der Linie S21 sollen dann hochautomatisiert unterwegs sein. Komplett automatisch funktioniert die Bereitstellung der Züge aus der Abstellanlage. Die S-Bahn rollt dabei über eine Distanz von 1000 Metern allein an den Bahnsteig in Bergedorf. Dort steigen dann der Triebfahrzeugführer und seine Fahrgäste zu.

Das ganze Netz im Blick

Die entsprechende Kooperationsvereinbarung zur „Digitalen S-Bahn Hamburg“ haben der Erste Bürgermeister von Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, Siemens-Vorstand Dr. Roland Busch und DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla unterzeichnet. Die Kosten von rund 60 Mio. Euro teilen sie sich. Im Oktober 2021, wenn Hamburg den Weltkongress für Intelligente Transportsysteme (ITS) ausrichtet, sollen die Fahrzeuge digital gesteuert verkehren. Nach einer erfolgreichen Pilotphase ist geplant, das gesamte Netz der S-Bahn Hamburg zu digitalisieren.

Technische Basis ist der Standard ATO (Automatic Train Operation) über das funkbasierte europäische Zugsicherungssystem ETCS Level 2. Die Steuerung der vier Fahrzeuge erfolgt per Funksignal. Hierfür erhält das ATO-Fahrzeuggerät von der Zentrale die aktuellen Fahrplandaten sowie aus dem ETCS-Rechner im Fahrzeug die Fahrerlaubnis. Hieraus bildet das System ein Geschwindigkeitsprofil, um energieeffizient und möglichst pünktlich den nächsten Halt zu erreichen.

Mit digitaler Leit- und Sicherungstechnik, digitalen Stellwerken und weiteren innovativen Technologien will die DB dichtere Takte ermöglichen. Langfristig – so die Hoffnung - ließen sich damit bis zu 20 Prozent mehr Kapazität im Netz schaffen, ohne dass neue Strecken gebaut werden müssen. (wa)