ÖPNV

Kontroverse zu Gratis-ÖPNV

In Augsburg soll der ÖPNV in der Kernzone im kommenden Jahr gratis werden. VDV-Präsident Ingo Wortmann ist von dieser Strategie eher wenig begeistert.
03.12.2018

Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) und Präsident des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

2019 soll es soweit sein – die Stadtwerke Augsburg wollen in der "City Zone" kostenlosen Nahverkehr anbieten. Damit wäre Augsburg die erste deutsche Stadt mit einem solchen Angebot. Acht Haltestellen umfasst das geplante Gratisgebiet. "Die Idee ist, mit dem Gratis-Nahverkehr den Parksuchverkehr einzudämmen", erklärt Bürgermeisterin Eva Weber (CSU). In der Karlstraße würde der Grenzwert für Stickoxid regelmäßig überschritten. Dem wolle man entgegenwirken.

Aschaffenburg ist schon weiter: Seit Samstag (1. Dezember) gilt dort das 0-Euro-Ticket am Samstag (die ZfK berichtete). Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) und Präsident des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sieht solche Angebote eher kritisch: "Ideen wie kostenloser ÖPNV sind keine geeigneten, kurzfristige Lösungen für die Verkehrsprobleme oder um den Marktanteil des ÖPNV nachhaltig zu steigern", sagte er anlässlich des Diesel-Gipfels am Montag (3. Dezember). Die Folgen wären fatal: Schließlich werde eine zusätzliche Nachfrage erzeugt, die die Verkehrsbetriebe mit der momentanen Kapazitäten gar nicht befriedigen könnten. "Ohne ausreichende Fahrzeuge, neue und modernisierte Strecken geht der Schuss nach hinten los", erklärt er.

Unterstützung für die nächsten 20 Jahre

Stattdessen fordert er eine Anpassung an die sich wandelnden Bedingungen: "Zu den jährlich bereits elf Miliarden Fahrgästen im Nahverkehr wird bis 2030 ein Drittel hinzukommen. Um dieses Wachstum zu bewältigen, benötigen wir eine Verstetigung der Mittel aus dem Diesel-Fonds von jährlich einer Milliarde Euro für Fahrzeugförderung, Förderung für den Streckenausbau und dringend auch für die Sanierung. Und das mindestens für die nächsten zehn bis 20 Jahre“, fordert er.

Das Kostenlos-Angebot kostet die Stadtwerke Augsburg jährlich Mindereinnahmen von rund 500.000 Euro. Teilweise soll das Programm über Fördermittel vom Land sowie aus dem Diesel-Fonds refinanziert werden. In Aschaffenburg beziffern die Stadtwerke die Kosten auf etwa 280.000 Euro. (hol)