Kostenloser ÖPNV für den Nordosten noch kein Thema
Ein kostenloser öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) in Mecklenburg-Vorpommern steht aktuell nicht auf der Agenda, obwohl steigender motorisierter Individualverkehr und das Klima Handlungsdruck ausüben.
Wie das Schweriner Verkehrsministeriums berichtete, habe der Bund in der von ihm selbst angestoßenen Debatte keine Details zu Konzepten und zur Finanzierung vorgelegt. Für den Nahverkehr auf der Schiene sei das Land zuständig, der straßengebundene ÖPNV werde von den Kommunen organisiert.
Nicht ohne die Länder und Kommunen
Daher sei es wichtig, dass die Länder und Kommunen einbezogen werden, sollte der Bund diese Ideen tatsächlich ernsthaft weiter verfolgen, sagte eine Ministeriumssprecherin. Welcher finanzielle Aufwand nötig wäre, um alle Menschen im Nordosten kostenlos zu befördern, lasse sich aktuell nicht seriös beziffern. Es werde jedoch geprüft, dies in einem Gutachten untersuchen zu lassen.
Die Rostocker Straßenbahn AG schätzt die Kosten für eine vollständig öffentliche Finanzierung ihres Angebots auf weit über 60 Mio. Euro pro Jahr. Allerdings mit einer stetig steigenden Tendenz, denn das derzeitige Angebot müsse deutlich ausgebaut werden. Hinzu kämen noch die Kosten weiterer Anbieter wie der Deutschen Bahn (S-Bahn) oder der Weißen Flotte (Fähre Hohe Düne), sagte eine Unternehmenssprecherin.
Ist kostenlos unrealistisch?
In der Landeshauptstadt befördert der Nahverkehr Schwerin rund 17 Millionen Fahrgäste im Jahr. Geschäftsführer Wilfried Eisenberg rechnet mit einem Anstieg der Fahrgastzahlen bei einem kostenlosen Angebot, der Betrieb würde dann etwa 18 Mio. Euro jährlich kosten. Eine generelle Kostenfreiheit hält Eisenberg daher nicht für realistisch, für einzelne Nutzergruppen sei das aber denkbar.
Für das Infrastrukturministerium ist der Fahrpreis auch nur eine Komponente bei der Frage, wie stark der ÖPNV genutzt werde. Wichtig sei den Angaben zufolge, dass der ÖPNV attraktiv ist. Dazu gehöre der regelmäßige Takt genauso wie die Fahrtzeiten von Ort zu Ort. Gerade im ländlichen Raum seien Verbesserungen notwendig. (dpa/ab)