ÖPNV

Lkw-Abbiegeassistent: Anforderung vor Förderung

Wer vom fünf Mio. Euro schweren Fördertopf des Bundesverkehrsministeriums profitieren will, muss zunächst die technischen Anforderung an die Lkw-Abbiegehilfe erfüllen.
29.10.2018

Radarbasierte Kamerasysteme sollen Lastwagenfahrern mehr Überblick verschaffen und Radfahrer schützen.

Nicht jede Kamera-Monitor-Kombination geht als Abbiegeassistent durch: So viel steht nach der Veröffentlichung des Verkehrsblattes des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) Mitte Oktober fest. Nur wer die Vorgaben einhält, hat eine Chance im neuen Förderprogramm des Gremiums berücksichtigt zu werden.

Fünf Mio. Euro lässt Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ab Anfang 2019 jährlich für die Aus- und Nachrüstung von Abbiegeassistenten in Lastwagen springen. Mautpflichtige Nutzfahrzeuge über 7,5 Tonnen werden bereits im „de-minimis-Programm“ subventioniert, wenn sie ein System für sicheres Abbiegen einbauen lassen. Zum Jahreswechsel gibt es nun auch einen Zuschuss für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen. Doch was macht einen Abbiegeassistenten per BMVI-Definition überhaupt aus?

Radar statt Senor

Der Unterschied zwischen Einpark- oder Spurwechselhilfe und einem Abbiegesystem liegt im Warnsignal. Nur wenn ein Kamera-Monitor-System zusätzlich noch ein Warnton- oder optisches Signal bei Gefahren abgibt, gilt es als Abbiegeasisstent. Diese Anforderung begrüßt der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL):

Ein passives System ohne Warnsignal würde nur dann helfen, wenn der Fahrer direkt auf den Monitor schaut. In der konkreten Abbiegesituation müsse er allerdings zusätzlich noch Rückspiegel, Gegen- und Querverkehr, sowie Ampeln und Schilder im Blick haben. Was für mehr Sicherheit sorgen soll, kann so zur gefahrvollen Ablenkung werden. Zudem seien Kamera-Systeme nur unter optimalen Lichtverhältnissen zuverlässig und auch Starkregen, Schnee oder Vereisung setzten den Sensoren zu.

Bis zum Überblick hilft Blickkontakt

Bis Abbiegeassistenzen die Straßen flächendeckend erobern, vergehen wahrscheinlich noch Jahre. Allerdings bieten bereits zwei Lkw-Hersteller radargestützte Assistenten für Neufahrzeuge ab Werk an. Bis jeder Lastwagen alle Radfahrer und Fußgänger dank vollautomatischer Unterstützung im Blick hat, bleibt vorerst Blickkontakt mit dem Fahrer das notdürftige Mittel der Wahl. (ls)