ÖPNV

Neue Mobilität macht Städte nicht unbedingt leerer

Simulations-Studie untersucht Auswirkungen von autonomen Mobilitätsdiensten auf den öffentlichen Verkehr in Göteborg.
30.05.2022

Weniger Autos, die aber häufiger unterwegs sind, helfen den staugeplagten Städten nicht wirklich.

Neue Formen der Mobilität wollen den Besitz von Autos überflüssig machen. Fahrzeuge zu teilen oder per App zu bestellen, wenn sie benötigt werden, scheint sinnvoll zu sein. In Verbindung mit fahrerloser Mobilität versprechen die Anbieter mehr Lebensqualität in  staugeplagten Städten.

Aber wie wirkt sich das Aufkommen autonomer Fahrzeuge und neue Mobilitätsdienste auf die Verkehrssituation in Städten tatsächlich aus? Mit einer Simulation haben Forschende untersucht, welche Potenziale und Risiken in der schwedischen Stadt Göteborg durch elektrische, fahrerlose Sharing-Dienste entstehen. Das Ergebnis zeigt, dass die neue Mobilität die Staus künftig nicht automatisch beseitigt.

Carsharing und Ridepooling im Fokus

Dafür wurden verschiedene Szenarien mithilfe der multimodalen Modellierungsplattform von Göteborg modelliert. Sie basiert auf der Software PTV Visum. Am Projekt waren Forschende und Verkehrsexperten der Beratungsfirma Trivector und des schwedischen Wissenszentrum für öffentlichen Verkehr K2 beteiligt.

Sie konzentrierten sich dabei auf zwei Formen der Nutzung von autonomen Diensten. Car-Sharing: Personen teilen sich autonome Fahrzeuge, nutzen sie aber wie heutige Autos privat. Und Ride-Sharing: Selbstfahrenden Busse oder Shuttles werden mit anderen Fahrgästen geteilt, die in dieselbe Richtung wollen.

Das Projektteam untersuchte verschiedene Szenarien: Was passiert, wenn ein Drittel der heutigen Autofahrten per autonomen Ride-Sharing absolviert werden? Wie wirkt es sich aus, wenn alle Menschen vom privaten Pkw und von öffentlichen Verkehrsmitteln auf Car-Sharing oder auf gemeinsam genutzte, selbstfahrende Dienste wechseln? Das Projektteam analysierte verschiedene Parameter wie Reisezeiten,  Anzahl der Fahrzeuge und die pro Fahrzeug zurückgelegten Kilometer.

Mehr Verkehr trotz weniger Fahrzeugen

Die Simulationsergebnisse zeigen, dass die vermehrte Nutzung von selbstfahrenden Fahrzeugen nicht automatisch weniger Verkehr bedeutet. Die Gesamtzahl der Fahrzeuge im Verkehrsnetz kann variieren, ohne dass sich das Verkehrsaufkommen verringert. Zum Beispiel, weil durch autonome Dienste zwar weniger Fahrzeuge unterwegs sind, diese aber mehr fahren. So führten mehrere der simulierten Szenarien zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen.

Konkret: Beim Umstieg vom privaten Pkw auf Ride-Sharing sinkt laut Studie das Verkehrsaufkommen um bis zu 6 Prozent. Die Umstellung von Privatfahrzeugen auf fahrerloses Car-Sharing führe dagegen zum Anstieg des Verkehrsaufkommens um bis zu 15 Prozent. Wenn zusätzlich auch die Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs auf autonome Dienste umsteigen, steigt das Verkehrsaufkommen sowohl im Carsharing- als auch im Ridesharing-Szenario.

Erst die komplette Verlagerung des heutigen Autoverkehrs auf Ridesharing und Carsharing reduziert das Fahrzeugaufkommen um bis zu vier Fünftel des heutigen Aufkommens. Dies würde wahrscheinlich zu einem verringerten Bedarf an Parkplätzen und neuen Fahrzeugen führen. Doch die Befragungen ergaben auch, dass es schwer sein dürfte, die Mehrheit heutiger Autofahrer zum Sharing oder Ridepooling zu bewegen. (wa)