ÖPNV

Per Abruf auf dem Land unterwegs

Im ländlichen Raum mit Bus und Bahn ans Ziel zu kommen, gestaltet sich oft schwierig. Das Rufbus-Konzept wird daher immer populärer.
21.08.2018

In mehreren Gemeinden richtet sich der Busfahrplan mittlerweile nach den Fahrgästen. Die Anbindung auf dem Land soll dadurch verbessert werden.

Im Lüneburger Umland fährt der Bus seit Montag (20. August) per Bestellung vor. Die Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim (VLP) ergänzt den Linienfahrplan durch sogenannte Rufbusse. Das Pilotprojekt, das durch die Landkreisverwaltung unterstützt wird, soll den ÖPNV auf dem Land flexibler machen.

„Die Fahrgäste bestellen den Bus telefonisch vor. Er fährt dann nur diejenigen Kurse des Fahrplanes an, die tatsächlich benötigt werden“, erklärt Merle Rahmann vom Fachdienst Schule, Kultur und ÖPNV des Landkreises. In der Praxis bedeutet das, dass Interessenten mit einer Vorlaufzeit von zwei Stunden eine Fahrt buchen können. Fahrten an Sonn- und Feiertagen müssen bereits unter der Woche reserviert werden. Für die bessere Planbarkeit ist der Landkreis in über 35 Rufbus-Zonen eingeteilt.

Digitale Konzepte für Fahrgemeinschaften

In jedem Bereich gilt ein eigener Fahrplan, die Abfahrt erfolgt zur genannten Richtzeit an der gewünschten Haltestelle. Die weitere Route richtet sich dann nach den jeweils gebuchten Stopps. Das bedarfsorientierte Konzept sei eine umweltfreundliche Alternative zu den üblichen Verkehrsmitteln, erklärt Rahmann weiter. Für alle Fahrten gilt der Tarif des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV); oben drauf kommt lediglich eine Servicepauschale von einem Euro pro Fahrt.

Ein ähnliches Projekt ist Mitte August im Harz gestartet. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen setzen bedarfsgesteuerte Kleinbusse ein und bilden Fahrgemeinschaften unter den Fahrgästen. Geteilte Fahrten sollen Kosten und CO2-Emissionen sparen. Der sogenannte "EcoBus" kann über eine App, das Internet oder Telefon gebucht werden. Ein von den Forschern entwickelter Algorithmus weist die Anfragen einem Fahrzeug zu, wobei ähnliche Fahrtwünsche kombiniert werden. Die Busse folgen somit keinen fixen Haltestellen oder starren Abfahrtszeiten, sondern bedient die Kunden innerhalb der Betriebszeiten flexibel.

Bürger nehmen das Lenkrad selbst in die Hand

Andernorts wird versucht, mit sogenannten Bürgerbussen und Mitfahrbänken die Anbindung im ländlichen Raum zu verbessern. Die Idee des Bürgerbusses entstand vor mehr als 30 Jahren in Nordrhein-Westfalen. Dabei setzen sich ehrenamtliche Fahrer in ihrer Freizeit hinters Lenkrad, zuvor müssen sie einen Gesundheits- und Reaktionscheck machen. In Sachsen-Anhalt ist ein solches Projekt im März dieses Jahres in Osterburg in der Altmark gestartet. Eine andere Möglichkeit sind sogenannte Mitfahrerbänke, wie es sie etwa in einigen Gemeinden Thüringens gibt. Dort nehmen Menschen Platz, die auf eine Mitnahme im Auto hoffen. (ls/dpa)