ÖPNV

Ridepooling schadet dem Nahverkehr nicht

Das KIT hat zwei Jahre lang die Auswirkungen von On-Demand-Angeboten auf den Verkehr in Hamburg untersucht.
08.12.2021

Neue Mobilitätsangebote schaden dem Nahverkehr nicht, sagt die KIT-Studie.

On-Demand-Verkehrsangebote nützen der Verkehrswende. Das haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einer aufwendigen Verkehrssimulation festgestellt. Sie haben über zwei Jahre lang die Wirkungen des von Moia betriebenen Ridepooling-Dienstes auf den Verkehr in Hamburg untersucht.

Laut Studie kann Ridepooling helfen, den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren. Dieser Effekt verstärke sich, wenn es weniger attraktiv wird, in der Stadt das eigene Auto zu benutzen.

Lücke zwischen Taxi und Nahverkehr

Martin Kagerbauer vom KIT und sein Team haben zusammen mit der TU München erforscht, welche Auswirkungen die Ridepooling-Angebote auf das Verkehrssystem in Hamburg haben können. Das Mobilitätsunternehmen des Volkswagen-Konzerns besetzt die Lücke zwischen Taxi und Nahverkehr. Ein Algorithmus sorgt dafür, dass Nutzerinnen und Nutzer mit einem ähnlichen Fahrtziel gemeinsam in einem Fahrzeug befördert werden.

Befürchtungen, Ridepooling werde dem Nahverkehr Fahrgäste abspenstig machen, bestätigten sich laut KIT nicht. Im Gegenteil: „Wenn neue Verkehrsmittel hinzukommen, werden zwar Wege von den bereits vorhandenen Verkehrsmitteln auf das neue Mobilitätsangebot verlagert. Aber durch den Toureneffekt und die bessere Erreichbarkeit von Haltestellen profitiert der Öffentliche Verkehr“, sagt Gabriel Wilkes vom KIT. „Wenn jemand von zu Hause ins Kino und wieder zurück fährt, wird oft nur einer mit Ridepooling zurückgelegt, der andere Weg fast immer mit dem ÖV“, erläutert Wilkes den Toureneffekt.

Autoverkehr wird reduziert

Im Verkehrswendeszenario der Simulation mit flächendeckender Verfügbarkeit von autonom fahrenden Ridepooling-Angeboten, einem gut ausgebautem Nahverkehr und gleichzeitigen Einschränkungen für den Autoverkehr ließe sich der Autoverkehr in Hamburg um acht Prozentpunkte reduzieren. „Der Rückgang der Fahrzeugkilometer um etwa 15 Millionen Kilometer pro Woche wäre beachtlich. Die Hamburger Mobilität würde dadurch nachhaltiger und grüner“, sagt Kagerbauer.

Die Verkehrssimulation mit dem am KIT entwickelten Software-Tool mobiTopp sei einzigartig. „Das Tool bildet die Mobilität der gesamten Hamburger Bevölkerung und aller dorthin Reisenden im Verlauf einer Woche ab. Abgebildet werden dabei auf die Minute genau und räumlich hoch aufgelöst sämtliche Wege zu allen Aktivitäten wie Arbeit, Einkauf oder Freizeit“, erläutert Kagerbauer. Dass dabei neben den konventionellen Verkehrsmitteln auch neue Mobilitätsformen wie beispielsweise Ridepooling, Car- und Bikesharing oder E-Scooter-Sharing detailliert berücksichtigt werden, sei die Neuheit des Tools. (wa)