ÖPNV

Statt Auto mit Bus und Bahn - Hamburg hat Mobilitätspläne bis 2030

Verstopfte Straßen, verspätete Busse, defekte Bahnen: Der Hamburger Verkehrsinfarkt ist ein heißes Wahlkampfthema. Der Bürgermeister befeuert die Debatte mit "visionären Plänen" bis 2030.
11.12.2019

Mit einem verbesserten ÖPNV-Angebot will Hamburg mehr Leute zum Umstieg auf Bus und Bahn überzeugen.

Mit den geplanten Bahnlinien U5 und S4, Taktverdichtungen und vor allem mehr Bussen und Haltestellen sollen mehr Menschen in der Metropolregion Hamburg zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel angeregt werden. "Wir wollen aktiv Angebote machen", sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung eines auf zehn Jahre angelegten "visionären Plans für die Mobilitätswende". Der Straßenraum sei grenzwertig ausgelastet, ergänzte Tschentscher. "Wir brauchen mehr Kapazität." Einer Stadtbahn erteilte er aber erneut eine Absage. Von der Hamburger Opposition kam deutliche Kritik an den Plänen.

Ziel der HVV-Unternehmen ist es, bis Ende der nächsten Dekade den "Hamburg-Takt" einzurichten. Er sieht vor, dass Menschen innerhalb von fünf Minuten Bus, U- und S-Bahn oder andere Mobilitätsangebote in Anspruch nehmen können. Bis 2030 soll der Anteil des Nahverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in Hamburg von derzeit 22 Prozent auf rund 30 Prozent steigen. Das bedeute dann, dass 50 Prozent mehr Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr verglichen mit heute befördert werden müssen, erläuterte der SPD-Politiker.

Jährlich eine Million Tonnen CO2 einsparen 

Durch die angekündigten Maßnahmen sollen jährlich eine Million Tonnen CO2 eingespart werden. Die Fraktion der Grünen sprach angesichts der Pläne von einem "Rückenwind für eine grüne Mobilitätswende". Die Partei will am Freitag darlegen, wie sie sich ein neues HVV-Preissystem vorstellt.

"Es wird schrittweise besser werden", kündigte Tschentscher an. Bis 2030 soll die Zahl der Busse von aktuell 1500 bei den Verkehrsunternehmen um 750 emissionsfreie Fahrzeuge steigen. Parallel dazu sollen mehr als 600 Haltestellen im HVV-Gebiet geschaffen werden. Für die Umsetzung der Pläne benötigten die Hochbahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) rund 2500 zusätzliche Fahrer, berichtete Hochbahn-Chef Henrik Falk. Für die Hadag sind zur Fahrgastbeförderung auf der Elbe vier neue Fähren und 22 zusätzliche Mitarbeiter vorgesehen. Tschentscher rechnete bis 2030 mit Investitionen von zusätzlich mehreren hundert Millionen Euro.

CDU für 365-Euro-Ticket und Pünktlichkeit

Für den Hamburger CDU-Spitzenkandidaten Marcus Weinberg sind diese Pläne rückwärtsgewandt. Zu einer "echten Mobilitätswende" gehörten für die CDU unter anderem ein 365-Euro-Jahresticket, pünktlichere Busse und Bahnen sowie alternative Angebote wie eine MetroTram Altona. "Die Menschen in Hamburg können keine weiteren Jahrzehnte auf die Mobilitätswende warten", sagte Weinberg.

Auch die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, sah die "Angebotsoffensive" kritisch. "Freiwilligkeit können wir uns nicht mehr erlauben. Wir müssen jetzt handeln", sagte sie. Allerdings sei der Bürgermeister nicht bereit, den Straßenraum einzuschränken. Auch sie plädierte für die Wiedereinführung einer Stadtbahn: "Wir haben die Strecken, darauf fahren heute Autos. Man kann sie wieder nehmen." Für die FDP-Fraktion war die Präsentation gespickt mit "viel Ankündigung, wenig Konkretem und keinem soliden Finanzierungskonzept". (dpa/pm)