ÖPNV

Studie: Deshalb können Seilbahnen Alternativen sein

Seilbahnen und Seilschwebebahnen geraten verstärkt in den Fokus von Städten: Denn sie bieten einige Vorteile, wie eine neue PwC-Studie herausgearbeitet hat.
15.08.2022

Die Wuppertaler Schwebebahn (im Bild) ist eine der bekanntesten in Deutschland. Beispielhafte Projekte finden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien in Koblenz, Bonn und Stuttgart.

 

Seilbahnen und Seilschwebebahnen gelten als klimafreundliche Alternativen, finden sich jedoch nur selten in er ÖPNV-Landschaft. Nun geraten sie zunehmend in den Fokus von Stadtplanerinnen und Stadtplaner. Denn das Bundesverkehrsministerium fördert sie seit 2020. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland hat die Potenziale sowie die technische Umsetzung und die Wirtschaftlichkeit für Kommunen in einer Studie ermittelt.

„Sie haben eine hohe maximale Taktdichte, die Unfallwahrscheinlichkeit ist sehr gering, was sie zu einem sehr pünktlichen Verkehrsmittel macht“, erläutert Maximilian Rohs, Senior Manager Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland. So transportieren Seilbahnen rund 6000 Fahrgäste pro Stunde (Straßenbahnen 2000 – 3000; Busse 600 bis 1000) 

Geringer Bauaufwand

Zwar sind Seilbahnen recht langsam und wetterabhängig. Dennoch: "Ihr größter Vorteil ist sicherlich der geringe Bauaufwand. Tunnel und Brücken sind nicht erforderlich" sagt Rohs. Zentrales technisches Merkmal ist neben dem Seilsystem und der Antriebsart die Kabinengröße bzw. ihr Fassungsvermögen zwischen 6 und 200 Personen. Um mit Seilbahnen den Bahnen ÖPNV sinnvoll zu ergänzen, sollten die Fahrgäste Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle mitnehmen können.
 
Wirtschaftlich attraktiv macht die Seilbahn die erwähnte Förderrichtlinie. So fördert das Land Nordrhein-Westfalen die Investition beispielsweise mit bis zu 90 Prozent. Die Kosten für Seilbahnsysteme pro Kilometer betragen etwa 10 bis 20 Mio. Euro - etwa so viel wie bei Straßenbahnen. Dadurch, dass kein Betriebshof und keine Signal- und Verkehrsleittechnik erforderlich sind, sind die gesamten Investitionskosten im Verkehrsmittelvergleich gering. Seilbahnen erfordern zwar ein Planfeststellungsverfahren, doch ihre Bauzeit gilt mit nur 12 bis 18 Monaten als kurz.

Betrieb und Instandhaltung sind günstig

Noch größer sind die wirtschaftlichen Vorteile von Seilbahnen bei den Betriebskosten. Rohs ergänzt: "Sowohl die Personalkosten als auch die Energiekosten sind niedriger als bei allen anderen Systemen. Das liegt vor allem am hohen Automatisierungsgrad. Menschen müssen lediglich den Betrieb überwachen."

Der Energieverbrauch von Seilbahnen liegt durchschnittlich bei 5,8 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Passagierkilometer; bei U-Bahnen sind es 11,6 kWh, bei Straßenbahnen mit 12,5 kWh. Weil das Transportmittel wenig Verschleißteile hat, sollen die Instandhaltungskosten niedrig sein. "Müssen jedoch einzelne Komponenten gewartet werden, müssen Betreiber in der Regel das gesamte System zeitweise stoppen", gibt Rohs zu bedenken.

Sie gelten als verkehrssicher

Zudem verunfallen rechnerisch Straßenbahnen beispielsweise alle 225.000 Betriebskilometer und Busse alle 616.000 Kilometer. Bei Seilbahnen geschieht ein Unfall statistisch nach rund 17 Mio. Betriebskilometern. Beispielhafte Projekte finden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien in Koblenz, Bonn und Stuttgart.

Hier gelangen Sie zur Studie : "Urbane Seilbahnen im ÖPNV. Innovativ, nachhaltig - und ein sinnvoller Lösungsansatz?" dpa/gun)