ÖPNV

Thüringen: Ökostrom, ja – jedoch nicht für alle

Nach Erfurt und Jena hat nun auch Gera für seine Straßenbahnen den Schalter komplett auf Ökostrom umgelegt. Doch nicht alle Stadtbahn-Betreiber können den zukunftsnahen Wechsel schaffen.
27.01.2020

Die thüringischen Großstädte und ihre Verkehrsbetriebe setzen immer stärker auf Ökostrom. Aber diesen kann sich nicht jeder Betreiber leisten.

Immer mehr Straßenbahnen in Thüringen fahren ausschließlich mit Ökostrom. Während die Bahnen in Erfurt schon seit 2010, die in Jena seit 2013 mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden, hat nun auch der Geraer Verkehrsbetrieb komplett umgestellt. Thüringenweit werden damit jedes Jahr nach Angaben der Verkehrsunternehmen etwa 14.500 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid vermieden.

Auch wenn die Bahnen in den drei größten Thüringer Städten mit grünem Strom unterwegs sind – überall hat sich dies in Thüringen noch nicht durchgesetzt. Der Geschäftsführer der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH, Karl-Heinz Koch, erklärte, sein Unternehmen müsse bei Ausschreibungen immer den niedrigsten Preis erzielen: "Leider können die erneuerbaren Energien dabei nicht immer berücksichtigt werden."

Klimaschutz mit Mehrkosten

Allein die Stadtwerke Erfurt bezifferten die Einsparung an CO2 auf etwa 10.000 Tonnen im Jahr. Nach Angaben von Stadtwerkesprecher Henry Köhlert schlägt der Einsatz von Ökostrom jährlich mit Zusatzkosten von etwa 163.000 Euro zu Buche. Thüringen gehörte einst zu den Pionieren bei der elektrischen Straßenbahn in Deutschland.

Im Februar 1892 rollte erstmals eine solche Bahn auf Schienen durch Gera. Damit war sie nach Halle/Saale deutschlandweit die zweite Stadt mit einem elektrischen Straßenbahnnetz. Für 2019 liege noch keine aktuelle Statistik vor, hieß es vom Geschäftsführer der Geraer Verkehrsbetriebe, Thorsten Rühle. Der Ökostrom stamme aus skandinavischer Wasserkraft. Die zusätzlichen Kosten über vier Jahre beliefen sich auf insgesamt knapp 25.000 Euro. (dpa/gun)