ÖPNV

Verkehrswende muss zwischen Stadt und Land unterscheiden

Darauf weist das KfW-Energiewendebarometer 2021 hin. Demnach würde auf dem Land vor allem eine bessere Abindung helfen, um mehr Menschen in den ÖPNV zu locken. In der Stadt brauche es dagegen andere Ansätze.
11.01.2022

Ein Bus in der Großstadt. Wie lässt sich der ÖPNV dort stärken? Damit hat sich das KfK-Energiewendebarometer 2021 beschäftigt. (Symbolbild)

Die Verkehrswende ist ein elementarer Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Zuletzt fielen im Verkehrssektor rund 20 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen an. Eine aktuelle Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers von KfW Research zeigt auf, wie die zukünftige Mobilität der Privathaushalte deutlich emissionsärmer wird.

Dafür müssten zum einen Pkws konsequent elektrifiziert werden. Zum anderen müsse der Staat ÖPNV-Angebote ausbauen sowie eine verbesserte Rad- und Fußgängerinfrastruktur schaffen.

Mehr als ein Pkw pro Haushalt

Der langfristige Mobilitätstrend zeige, dass Menschen in Deutschland immer mehr Zeit im Verkehr verbringen: Zwischen 2002 und 2017 ist die Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer um fast 20 Prozent auf rund 3,2 Mio. gestiegen. Den größten Anteil halte der motorisierte Individualverkehr mit rund drei Viertel der Verkehrsleistung.

Pkw werden demnach insbesondere auf dem Land und in schlecht angebundenen Regionen intensiv genutzt, da dies häufig die einzig praktikable Mobilitätsoption biete. Im Durchschnitt entfielen auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 rund 1,14 Pkw.

E-Autos auf dem Land

Ungefähr ein Drittel der Haushalte nutzt den Pkw dabei täglich (33,9 Prozent). Jedoch fällt in Landgemeinden sowohl der Bestand der Pkw je Haushalt (1,64 Fahrzeuge pro
Haushalt) als auch der Anteil der Haushalte, die täglich einen Pkw nutzen, etwa doppelt so hoch aus wie in Großstädten.

Dort wird der Pkw nur von einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt. Rund 36 Prozent besitzen gar kein Auto. Auf dem Land fällt hingegen der Anteil der Elektroautos höher aus (11 Prozent) als in städtischen Regionen (7 Prozent).

Städter schauen aufs Geld

Wichtigste Voraussetzungen für eine häufigere Nutzung sind demnach eine bessere Anbindung (63 Prozent), geringere Kosten (49 Prozent) und mehr Komfort (19 Prozent). Im ländlichen Raum liegt der Schwerpunkt klar auf einer besseren Anbindung, die bei 71 Prozent der Haushalte zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV führen würde.

In den Großstädten dominiert hingegen der Kostenaspekt. Rund 58 Prozent der dortigen Haushalte würden bei günstigeren Fahrpreisen öfter auf den ÖPNV umsteigen.

Wunsch nach besserer Fahrradinfrastruktur

Das Fahrrad wird vor allem dann genutzt, wenn Durchschnittsdistanzen niedriger sind. In fahrradfreundlichen Städten werden bereits heute bis zu 30 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Voraussetzung für eine stärkere zukünftige Nutzung des Fahrrads ist für über die Hälfte der Haushalte eine bessere Infrastruktur (54 Prozent).

Immerhin fast die Hälfte der befragten Haushalte (45 Prozent) würde bei einer besseren Kombinierbarkeit mit dem ÖPNV das Fahrrad öfter nutzen. Die Anschaffung eines E-Bikes könnte fast 28 Prozent der Haushalte zu einem Umstieg anreizen. Bei diesen drei Aspekten zeigten sich keine spürbaren Unterschiede zwischen Stadt und Land. (jk)