Energie-Entscheider im Bundestag: Wer für welches Thema zuständig ist

Sie werden in dieser Wahlperiode an einigen Energiegesetzen mitschreiben (von links): Lars Rohwer (CDU), Nina Scheer (SPD) und Tilman Kuban (CDU).
Bilder: © Michael Kappeler/dpa, © Anika Nowak, © Bernd von Jutrczenka/dpa, Canva
Von Lucas Maier und Andreas Baumer
Ein halbes Jahr nach dem Start der neuen Bundesregierung ist auch der Bundestag wieder voll im Arbeitsmodus. Eine Reihe von Energiegesetzen wird aktuell von den jeweiligen Berichterstattern verhandelt. Doch wer aus der schwarz-roten Mehrheit ist eigentlich für welches Thema zuständig? Basierend auf Listen von Union und SPD, die der ZfK vorliegen, geben wir einen Überblick. Dabei konzentrieren wir uns jeweils auf die Arbeitsgruppe "Wirtschaft und Energie".
Zum Verständnis: Berichterstatter sind die fachpolitischen Ansprechpartner für die jeweiligen Themengebiete. Auch wenn sie weniger im öffentlichen Fokus stehen als die jeweiligen Fraktionsspitzen, können sie Energiegesetze entscheidend mitprägen. Erst, wenn die Berichterstatter bei ihren Verhandlungen nicht mehr weiterkommen, werden die höheren Fraktionsebenen – die energiepolitischen Sprecher, die fachlich zuständigen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden oder die Fraktionsvorsitzenden selbst – eingeschaltet. In den folgenden Grafiken können Sie selbst suchen, welcher Abgeordnete für welches Thema zuständig ist.
CDU/CSU und SPD haben erfahrene Energiepolitiker zu ihren energiepolitischen Sprechern gemacht. Für die Union bekleidet der oberbayerische CSU-Politiker Andreas Lenz diesen Posten. Der Diplom-Volkswirt sitzt die dritte Wahlperiode in Folge im Energieausschuss. Einen Namen machte er sich unter anderem als Obmann des Untersuchungsausschusses zum deutschen Atomausstieg.
Nina Scheer ist die zweite Wahlperiode in Folge energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Sie kümmert sich zudem als Berichterstatterin um einen ganzen Reigen an Fachthemen. Darunter fällt das Energiewirtschaftsgesetz, die Bioenergie und das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG.
Zuständigkeiten für Wärmewende
Brisanz dürfte erneut das Gebäudeenergiegesetz versprechen, das die Koalition reformieren will. Bei den Sozialdemokraten ist Helmut Kleebank aus Berlin als Berichterstatter dafür zuständig. Der gelernte Krankenpfleger verteidigte 2025 sein Direktmandat im Berliner Wahlkreis Spandau-Charlottenburg Nord. Er ist neben Nina Scheer der einzige SPD-Abgeordnete, der bereits in der vergangenen Wahlperiode im Energieausschuss saß.
Bei der Union ist unter anderen Wilhelm Gebhard für die Themen Wärmeversorgung und kommunale Wärmeplanung zuständig. Gebhard war mehr als 17 Jahre lang Bürgermeister der nordhessischen Stadt Wanfried, ehe er 2025 erstmals in den Bundestag einzog.
Das Thema Kraftwerksstrategie wird in der Union von Lars Rohwer (Sachsen) und Fabian Gramling (Baden-Württemberg) betreut. Bei der SPD ist das Strommarktdesign Chefsache. Nina Scheer kümmert sich darum. Mit den Themenfeldern konventionelle Stromerzeugung und Finanzfragen beim Strommarktdesign beschäftigt sich Daniel Walter aus Düren (Nordrhein-Westfalen).
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Digitalisierung und Smart Meter
Ein digitaleres Energiesystem wollen sowohl die Union als auch die SPD. Um dieses Thema kümmert sich auf Unionsseite Tilman Kuban, der einigen noch als ehemaliger Vorsitzender der Jungen Union ein Begriff sein dürfte. Kuban kommt aus dem Auto- und Industrieland Niedersachsen und ist entsprechend auch für Elektromobilität und Industriestrompreis zuständig.
Bei der SPD kümmert sich ein Bundestagsneuling um die Digitalisierung der Energiewende. Daniel Bettermann stammt aus Hessen und arbeitete vor seinem Einzug ins Hohe Haus im öffentlichen Dienst. Er kümmert sich zudem um Flexibilitäten, Speicher und bidirektionales Laden.
Netze: Großbaustelle für die kommenden Jahre
Der Netzausbau ist eines der zentralen Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre. Bei der Union kümmern sich gleich mehrere Abgeordnete um dieses Thema. Da ist Elisabeth Winkelmeier-Becker, die bereits von 2019 bis 2021 Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschafts- und Energieministerium war. In ihrer neuen Rolle als Mitglied des Energieausschusses betreut sie die Themen Netzregulierung, Planungs- und Genehmigungsverfahren im Energiesektor und Wasserstoff.
Für Stromnetze im Speziellen sind Kuban und Gramling zuständig. Beim Thema Wasserstoff wird Winkelmeier-Becker von Nicklas Kappe (Nordrhein-Westfalen) und Gramling unterstützt. Kappe absolvierte beim Chemieunternehmen Evonik Industries ein duales Studium und schloss 2022 sein Masterstudium als Chemieingenieur ab. Er wurde 2025 erstmals in den Bundestag gewählt.
Auf SPD-Seite liegen die Themen Stromnetzregulierung und -ausbau bei Scheer. Für das Thema Wasserstoff samt Strategie und Infrastruktur ist dagegen Mahmut Özdemir aus Duisburg zuständig. Özdemir ist Jurist und war von 2021 bis 2025 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium.
Bemerkenswert zum Schluss: Die SPD-Arbeitsgruppe "Wirtschaft und Energie" wird sowohl von Nina Scheer als auch vom früheren bayerischen Gewerkschafter Sebastian Roloff geleitet. Dabei gibt es zwischen den beiden Abgeordneten eine klare Aufgabenteilung. In der Energiepolitik hat Scheer klar das Sagen. Roloff ist lediglich für die Wasserkraft fachlich zuständig, die in seinem Bundesland Bayern eine herausragende Rolle spielt.
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