VWEW will mit Betriebsstelle von Erdgas Schwaben fusionieren

Der Kommunalversorger mit Sitz in Kaufbeuren sucht seit längerem einen starken Partner. Durch die Größeneffekte erhofft man sich Vorteile bei der Digitalisierung und der Erschließung neuer Geschäftsfelder.
10.12.2018

Anfang August hat VWEW mit der Abrechnung der Ladevorgänge an seinen Ladesäulen begonnen (von links): Stefan Fritz, Geschäftsführer VWEW-energie; Werner Würfel, Vorsitzender Carsharing-Verein; Stefan Bosse, Oberbürgermeister Kaufbeuren und Aufsichtsratsvorsitzender VWEW-energie; Jörg-Werner Haug, Bereichsleiter Markt VWEW-energie.

Die zu 100 Prozent kommunalen Vereinigten Wertach Elektrizitätswerke (VWEW) und die in Kaufbeuren angesiedelte Betriebsstelle von Erdgas Schwaben haben bei einer öffentlichen Veranstaltung über den geplanten Zusammenschluss der beiden Unternehmen informiert. Sitz des neuen Unternehmens soll ebenfalls Kaufbeuren sein, wo die VWEW ihren Verwaltungssitz hat. Gesellschafter des Gemeinschaftsunternehmens wären mit jeweils 50 Prozent die Energiesparte der VWEW und Erdgas Schwaben (EGS). Mit einer abschließenden Entscheidung aller beteiligten Gesellschafter wird frühestens im April 2019 gerechnet, schreibt der "Kreisbote". Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden der VWEW, dem Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse, besteht für alle betroffenen Mitarbeiter der beiden Unternehmen eine Arbeitsplatzgarantie.

"BNetzA hat kein Interesse an kleinen Versorgern"

Für die Betriebsstelle Kaufbeuren von EGS arbeiten rund 20 Mitarbeiter, bei der gesamten VWEW-Gruppe waren Ende 2017 rund 103 Personen beschäftigt. Beide Unternehmen erhoffen sich von dem Zusammengehen Synergien sowie Vorteile bei der Bewältigung der Digitalisierung und der Entwicklung neuer Geschäftsfelder. "Je größer wir sind, desto leistungsfähiger sind wir. Die Netzagentur hat kein Interesse an kleinen Versorgern. Durch die Kombination von Gas und Strom haben wir eine gemeinsame Struktur", so Bosse. Zudem setzt die VWEW darauf, durch die Fusion künftig auch vom großen Thüga-Netzwerk zu profitieren.

Die Thüga AG ist Hauptgesellschafter von Erdgas Schwaben mit 64,86 Prozent der Anteile, Minderheitsgesellschafter sind die Stadtwerke Augsburg mit 35,14 Prozent. Die VWEW gehört fünf Kommunen: Hauptgesellschafter ist die Stadt Kaufbeuren mit 60,8 Prozent, weitere Anteilseigner sind die Gemeinden Mindelheim, Marktoberdorf und Biessenhofen. Der Allgäuer Kommunalversorger sucht bereits seit längerem nach einem starken Kooperationspartner, doch sowohl Gespräche mit den Lechwerken als auch über eine gemeinsame Netzgesellschaft mit der AÜW blieben erfolglos. Da die EGS 2016 das Interesse der VWEW mitbekam, gab es erste Gespräche.

EGS: Gescheitere Fusion mit Erdgas Schwaben

Auch Erdgas Schwaben hat in den vergangenen Jahren nach einem starken Partner gesucht. Das angestrebte Fusionsprojekt mit den Stadtwerken Augsburg scheiterte jedoch 2015 an einem Bürgerentscheid. Die VWEW erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 92 Mio. Euro, der Jahresüberschuss betrug 4,66 Mio. Euro. Das Unternehmen betreibt sieben Wasserkraftwerke. Die wichtigsten Geschäftssäulen sind das Stromnetz mit 60 Prozent, der Handel mit 25 Prozent und die Wasserkraft mit 15 Prozent. Erdgas Schwaben hingegen generierte im Jahr 2016 einen Umsatz von 299 Mio. Euro und einen Jahresüberschuss von 40,9 Mio. Euro. (hoe)