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Deutsche Rechenzentren haben höchste Stromkosten in Europa

In anderen europäischen Staaten können Rechenzentren deutlich günstiger betrieben werden. Der Digitalverband Bitkom sieht Handlungsbedarf, "sonst werden immer mehr Kapazitäten ins Ausland abwandern."
24.01.2020

Die Stromkosten können bei der Standortwahl für ein Rechenzentrum ausschlaggebend sein.

Rechenzentren in Deutschland müssen europaweit am meisten für Strom bezahlen. Die Kosten sind bis zu sechsmal höher als in Nachbarländern. Das ist das Ergebnis einer Preisanalyse des Digitalverbands Bitkom, bei der die Stromnebenkosten verglichen wurden. Demnach bezahlten Rechenzentrumsbetreiber 2019 in Deutschland 113,11 Euro pro Megawattstunde (MWh) an Steuern, Abgaben und Netzentgelten. Am günstigsten sind die Preise in den Niederlanden mit 17,08 Euro pro MWh – das sind gerade einmal 15 Prozent der Kosten in Deutschland.

"Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Steuern, Abgaben und Netzentgelte machen rund 70 Prozent der Stromkosten aus, die wiederum oftmals die Hälfte der gesamten Betriebskosten betragen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Im Gegensatz zu anderen energieintensiven Sektoren sind deutsche Rechenzentren nicht von der EEG-Umlage befreit.

"Sonst wandern immer mehr Kapazitäten ins Ausland ab"

"Rechenzentren tragen einen großen Anteil zur Finanzierung der Energiewende bei und haben in den vergangenen Jahren ihre Energieeffizienz immer weiter gesteigert. Um noch klimafreundlicher zu werden, sollte die Politik Anreize setzen, etwa durch eine am individuellen CO2-Ausstoß der Stromerzeugung orientierte Bepreisung", sagt Rohleder. "Im Interesse des Klimaschutzes müssen und wollen Rechenzentrumsbetreiber ihre Energiebilanz weiter verbessern. Zugleich muss die Politik der strategischen Bedeutung von Rechenzentren für die digitale Souveränität Rechnung tragen und die Standortbedingungen verbessern, sonst werden immer mehr Kapazitäten ins Ausland abwandern." (pm)