Smart City / Energy

Blockchain-Plattform soll EU-weiten Flexibilitäts-Handel ermöglichen

Drei Übertragungsnetzbetreiber haben ein Daten-Plattform entwickelt, die es Prosumern erleichtern soll ihre Flexibilitäten europaweit anzubieten und die Liquidität am Markt erhöhen.
23.04.2020

Auf Basis von Blockchain haben drei europäischen Übertragungsnetzbetreiber eine europaweite Datenplattform für den Handel von Flexibilitäten entwickelt.

Für das Gelingen der Energiewende bedarf es mehr Flexibilität unter Erzeugern und Verbrauchern, dafür müssen sich auch dezentrale Anlagen im Haushaltsformat an der Stabilisierung des Stromnetzes beteiligen. Möglich wird das über Handelsplattformen, an denen unter andrem im Rahmen von Sinteg auf lokaler Ebene gearbeitet wird. Nun soll eine Blockchain-basierte Plattform die Flexibilitätsvermarktung europaweit ermöglichen.

Equigy heißt das Gemeinschaftsprojekt der Übertragungsnetzbetreiber Tennet, Swissgrid (Schweiz) und Terna (Italien). Die Plattform soll zunächst in Deutschland, Holland, der Schweiz und Italien gestartet werden, allerdings erwarten die Netzbetreiber, dass sich weitere europäische Kollegen anschließen werden.

Diskriminierungsfreie Infrastruktur

Über die Equigy-Plattform können Verbraucher, Aggregatoren und Hersteller die Kleinstflexibilitäten einfach und unabhängig vom geografischen Standort in allen teilnehmenden Ländern über dieselben Schnittstellen vermarkten. Dies senkt die Markteintrittsbarrieren insbesondere für kleine Anbieter erheblich. Gleichzeitig können aber auch alle lokalen und regionalen Flexibilitätsplattformen an die Equigy-Plattform angebunden werden, so dass die dort gebündelten Flexibilitäten eine zusätzliche Möglichkeit zur Vermarktung haben.

Die Plattform bietet eine gemeinsame, diskriminierungsfrei zugängliche Infrastruktur zur Bereitstellung von Daten; die Vermarktung der flexiblen Kapazitäten findet auf den nationalen Systemdienstleistungsmärkten statt: Die Anbieter von Kleinstflexibilitäten können über die Equigy-Plattform den nationalen Systemdienstleistungsmärkten die Daten für ihr Flexibilitätsangebot zur Verfügung stellen (also wann sie wo wieviel flexible Kapazität zur Verfügung stellen können). Das steigert die Liquidität der Märkte und ebnet so den Weg für eine sichere Stromversorgung.

Bereits mehrere, erfolgreiche Blockchain-Projekte

Die Blockchain-Technologie kommt dabei zum Einsatz, um die Transaktionskosten trotz Millionen von Anlagern gering zu halten und die nötige Datensicherheit der Vebraucher zu gewährleisten. Die technischen Gegebenheiten für einen länderübergreifenden, möglichst unbürokratischen Flexibilitäts-Markt sind nun gegeben, es hapert jedoch am finanziellen Anreiz für Prosumer, wie Tennet-CEO Manon van Beek erklärt: „Damit das funktioniert, brauchen wir aber auch ein faires Abgaben- und Steuersystem und finanzielle Anreize für Stromverbraucher, die dem Stromnetz Flexibilität zur Verfügung stellen. Nur dann werden Verbraucher überhaupt ein Interesse daran haben, die Flexibilitätspotenziale ihrer Heimspeicher und Elektroautos aktiv zu nutzen.“

Tennet hat bereits in den vergangenen Jahren verschiedene Pilotprojekte zur Blockchain-Technologie durchgeführt und unter andrem mit Elektroautos und Heimspeichern das Netz erfolgreich stabilisiert. „Hunderte Haushalte waren daran beteiligt und jetzt können wir langfristig auf Hunderttausende oder sogar Millionen von Haushalten aufstocken“, sagte van Beek. (ls)