Smart City / Energy

BUND: Smarte Haushaltshelfer lassen Stromrechnung in die Höhe schnellen

"Die zunehmende Vernetzung von Haushaltsgeräten birgt große ökologische Risiken", warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND. Laut einer Studie könne sich der Mehrverbrauch langfristig auf 70 TWh pro Jahr summieren.
08.05.2018

Die Tendenz, Geräte im Haushalt zu vernetzen, steigt. Bis 2025 ist europaweit mit 1,7 Mrd. vernetzten Haushaltsgeräten zu rechnen, zusätzlich zu den klassischen Produkten der Informations- und Kommunikationstechnik. Dies ergibt eine Kurzstudie des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die im Rahmen der Berliner Energietage vorgestellt wurde.

"Sind Haushaltsgeräte rund um die Uhr empfangsbereit, um auf Sprachbefehle oder Signale anderer Geräte zu reagieren, kann das Umwelt und Verbraucher teuer zu stehen kommen", sagt Ralph Hintermann, einer der Studienautoren. Die Stromrechnung eines Haushalts könne um bis zu 100 Euro pro Jahr steigen. "Europaweit kann sich dieser Mehrverbrauch langfristig auf 70 TWh pro Jahr summieren. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch aller privaten Haushalte in Italien."

Gefahr für Umwelt und künftige Generationen

Auch außerhalb der Haushalte wird der Energieverbrauch zunehmen: Schon jetzt steigen Datenverkehr und die dafür nötigen Ressourcen in Übertragungsnetze und Rechenzentren rasant an. "Der Trend immer mehr Haushaltsgeräte zu vernetzen, wird diese Entwicklung weiter anfeuern", so Hintermann. Zudem steige die Gefahr, dass der Verbrauch weiterer Rohstoffe enorm zunehme. Irmela Colacao, Energiefachfrau beim BUND, kritisiert, dass bei den smarten Lösungen die Umwelt und künftige Generationen kaum berücksichtigt würden und vor allem das Wirtschaftswachstum im Vordergrund stehe.

Sie fordert die Bundesregierung, die ökologischen Risiken wirksam zu minimieren, indem etwa in einem ersten Schritt im Smart-Home-Bereich der ökologischerFußabdruck von vernetzten Geräten im gesamten Lebenszyklus reduziert werden müsse. Dazu seien strenge europäische Ökodesign-Vorgaben und mehr Transparenz für Verbraucher nötig.

Potenziale gezielt nutzen

Potenziale der Digitalisierung für den Klimaschutz müssten hingegen gezielter genutzt werden. Fehler im Betrieb von Heizungsanlagen könnten etwa durch ein digitales Monitoring besser erkannt und behoben werden. Dadurch seien enorme Energieeinsparungen möglich. "Doch die Chance der Digitalisierung im Heizungskeller hat die Politik bislang verschlafen", sagt Colacao. (sg)