Smart City / Energy

Haus der Energiezukunft zeigt, was geht

Kooperation der Stadtwerke Wunsiedel mit Siemens auf neuem Niveau.
05.02.2018

Wunsiedels Bürgermeister Karl-Willi Beck, Stadtwerke-Vorstand Marco Krasser, Dr. Bernd Koch, Leiter Dezentrale Energiesyseme bei Siemens sowie Siemens-Vorstand Dr. Roland Busch (v.l.) drücken im "Haus der Energiezukunft" den Startknopf.

In Wunsiedel wurde das „Haus der Energiezukunft“ eröffnet. Dabei wurde bekannt: Der Weltkonzern Siemens und die Fichtelgebirgshauptstadt heben ihre Energiebeziehungen auf ein völlig neues Niveau.

„Wunsiedel könnte den optimalen Weg zur energieautarken Gemeinde aufzeigen: Zuerst auf Basis von Realdaten das technisch sinnvollste System abbilden, um dafür den regulatorischen Rahmen dafür zu schaffen.“ Bürgermeister Karl-Willi Beck (CSU) schlug der „großen“ Politik in Bund und Bayern vor, den vor 14 Jahren begonnenen „Wunsiedler Weg“ zum Beispiel für die Energiewende mittlerer Kommunen zu machen.

„Schwarzer Bürgermeister mit grünem Herz“

Beck, nach eigener Aussage „Schwarzer Bürgermeister mit grünem Herz“, gab aber zu: Nicht er, sondern sein Stadtwerke-Vorstand Marco Krasser habe ihn kurz nach beider Amtsantritt auf den „Wunsiedler Weg“ und diesen dann „entschlossen vorangebracht“. Diese Idee, die örtliche Versorgung mit Strom, Wärme und für Verkehr auf Eigenerzeugung umzustellen, wurde seither mehrfach ausgezeichnet.

Den „Stadtwerke-Award 2016“ als beispielhafte Energiekommune nannte Bürgermeister Beck „den Turbolader“. Der habe gerade die Industrie auf eine mögliche Partnerschaft aufmerksam gemacht. Im „Haus der Energiezukunft“ wird das nun deutlich: Nicht nur Siemens, auch Bayernwerk, Eon, Baywa Re sowie die Universität Bayreuth sind hier gemeinsam mit der Stadt engagiert.

Stadtwerke liefern Daten, Siemens wertet aus

Die richtigen Partner dafür seien dieses „Labor für die breite Öffentlichkeit“, befand Bayerns Energie-Staatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU).  „Die Daten kommen von den Stadtwerken, Siemens sorgt für die Auswertung“, fasste der als Vertreter von Ministerin Aigner gekommene Politiker das zusammen, was nun sogar im Internet zugänglich sein wird.

„Für uns ist Wunsiedel Pionierstadt. Und Energie-Unabhängigkeit als Ziel wäre an vielen Orten sinnvoll“, meinte Pschierer. Doch ansonsten war er sich nicht überall mit „dem innovativen Bürgermeister, wir brauchen mehr Becks“ einig. Und auch die anderen Festredner einer Diskussionsrunde stimmten nicht mit dem Landespolitiker überein: Ob Siemens-Vorstand Roland Busch, Bayernwerk-Vorstand Raimund Gotzel, Wolfgang Noetel aus der Geschäftsführung von Eon-Energie, Baywa-Chef Matthias Taft oder Josef Hasler vom VKU Bayern: Alle plädierten für eine CO2-Bepreisung, um die erneuerbaren Energien nebst notwendiger Speicher voranzubringen.

Winter macht Strich durch die Rechnung

Nur Politiker Pschierer stellte die Forderung, „die Kosten im Auge behalten“ in den Vordergrund. Dagegen fand auch Pschierer den Stromspeicher-Ausbau äußerst wichtig. Mit dem „Startschuss für Siestorage“ hätte an diesem Tag auch eine Lithium-Ionen-Batterie des Münchner Elektronikkonzerns mit 4,8 Megawatt Leistungsabgabe in Betrieb gehen sollen. Doch der Winter hatte dem Bau einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Akku wiederum wird – wenn er demnächst in Betrieb geht – das Verteilnetz im Fichtelgebirge stärken.

Verteilnetze sind ohnehin nach Meinung der Podiumsteilnehmer zu wenig beachtet. Genauso wie es bei der Kopplung der Energiesektoren oder für die Netzregelung regulatorische Vorgaben der Politik brauche, meinten die industriellen Diskutanten. Bayernwerk-Vorstand Gotzel gab deshalb Bundesnetzagentur-Beiratsmitglied Pschierer mit auf den Weg: „Unsere Bitte: der Agentur Bescheid sagen, dass sie nicht nur Kupfer, sondern auch Digitalisierung finanzieren sollen.“ (wra)