Smart City / Energy

Immer mehr Menschen schauen zum Stromsparen auf eine App

Mit einer App möchte der Netzbetreiber TransnetBW dazu anregen, den Stromverbrauch abhängig von der Erzeugung zu planen. Die Zahl der Downloads steigt. Das Angebot für Nutzerinnen und Nutzer wächst.
01.04.2024

Viele Menschen wollen weniger Energie verbrauchen und so auch Geld sparen.

Wer seinen Stromverbrauch an Zeiten anpassen will, in denen Baden-Württemberg über besonders viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügt, kann Hinweise dazu aufs Smartphone bekommen. Seit November informiert der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW um 18.00 Uhr am Vorabend mit Hilfe der App «StromGedacht» über solche als «supergrün» bezeichneten Phasen am Folgetag. «Wenn Privathaushalte oder Unternehmen ihren planbaren Verbrauch in eine "supergrüne" Phase verschieben, schonen sie damit das Klima und sind volkswirtschaftlich effizient», sagte ein Sprecher in Stuttgart. 

Bis 26. März wurde die App ihm zufolge rund 275 500 Mal heruntergeladen. Sie weist per Push-Nachricht darauf hin, wann es sinnvoll ist, den Stromverbrauch anzupassen. Die App solle dazu anregen, planbaren Stromverbrauch in eine «Supergrün»-Phase zu verschieben, so der Sprecher. Daher werde in diesem Jahr vor allem auf diese Zeiträume hingewiesen. «Es geht jedoch nicht darum, grundsätzlich zum Stromsparen anzuregen.»

Los ging es mit Warnungen

Ursprünglich warnte die App seit dem Start im Jahr 2022 insbesondere vor bevorstehenden angespannten Situationen im Stromnetz. Nutzer und Nutzerinnen wurden gebeten, in diesen Zeiträumen zum Beispiel keine Waschmaschinen laufen zu lassen oder Laptop-Akkus aufzuladen - wenn das nicht zwingend nötig war. In diesen in der App rot gekennzeichneten Phasen wird Prognosen zufolge mehr Strom in Baden-Württemberg nachgefragt als erzeugt. 

Da Stromerzeugung und Stromverbrauch stets im Gleichgewicht sein müssen, wird dann zum Beispiel mit Strom aus dem Ausland und von Reservekraftwerken nachgesteuert. Dieses Netzengpassmanagement heißt in Fachkreisen «Redispatch». 

Weil Privathaushalte den Angaben nach rund ein Viertel unseres Stromverbrauchs ausmachen, können Privatpersonen einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Stromnetzes leisten, indem sie Strom sparen oder den eigenen Verbrauch verschieben.

Neue Entwicklungen

Für Unternehmen und Smart-Home-User gebe es eine kostenfreie Datenschnittstelle (API). Diese soll beispielsweise ermöglichen, den eigenen Stromverbrauch automatisiert an den Netzstatus anzupassen. Ferner könnten zur Stabilität des Stromnetzes beispielsweise die Beleuchtung der Gebäude reduziert und energieintensive Prozesse auf einen anderen Zeitpunkt verlegt werden, erläuterte das Unternehmen.

«Wir können derzeit nicht messen, wer Geräte vom Netz nimmt», erklärte der Sprecher. TransnetBW erhalte keine Messwerte direkt aus den Haushalten, etwa von sogenannten Smart-Metern - intelligenten Stromzählern, und verlange im Sinne der Datensparsamkeit kaum Daten von den App- und API-Nutzern. Eine derzeit durchgeführte Studie soll den Ausführungen zufolge aber dabei helfen, die Wirkung abzuschätzen. 

Eine Tendenz gibt es aber: Bei einer Orange-Phase, die auf einen Netzengpass hinweist, am 10. März 2024 haben den Angaben nach mehr als 13 000 Nutzerinnen und Nutzer in der App mit einem «Daumen hoch» ihre Teilnahme signalisiert. Das waren dem Sprecher zufolge fast doppelt so viele wie bei einer Orange-Auslösung im September 2023 (7000). (dpa/amo)