Klarer Kurs auf die Smart City
Konkrete Anliegen an ein "smartes" Wendlingen am Neckar fallen Bürgermeister Steffen Weigel schnell ein: Nicht nur ihn ärgert es, wenn die Rettungszufahrten zu den Schulen zugeparkt sind. "Das abzustellen bindet Kräfte, die wir woanders dringender bräuchten".
Ganz ähnlich sieht das der Magstadter Kollege Florian Glock, der auch gerne online über Füllstände verschiedenster öffentlicher Einrichtungen Bescheid wüsste. "Streugutbehälter, Öltanks, das Regenrückhaltebecken – überall schicken wir regelmäßig Mitarbeiter vorbei, um zu prüfen, ob Handlungsbedarf besteht". Mit automatisiert erhobenen Daten ließen sich zudem die Fahrzeugeinsätze zur Ver- und Entsorgung verbessern.
LoRa-WAN als Grundlage
In Wendlingen erfährt das Ordnungsamt seit neuestem per SMS innerhalb von Sekunden, dass die Feuerwehr im Ernstfall nicht auf den Hof der Gartenschule käme. Den Anstoß dafür liefert ein auf dem Boden platzierter Sensor. An die vorbestimmte Adresse gelangen die Signale über das LoRaWAN-Netz, das in den letzten Wochen in der Stadt installiert worden war.
Diese "Long Range Wide Area Networks" seien dank ihrer großen Reichweite und ihres niedrigen Energieverbrauchs optimal dafür geeiegnet, erläutert Stefan Kolodzeike, IoT-Projektleiter bei Zenner. Bei Netze BW ist Henry Awodumila verantwortlich für das Vorhaben. Mit seinem Team demonstrierte er zuletzt im Rathaus, wie sich Brandschutztüren kontrollieren und Mülleimerstände messen lassen.
12-köpfige Expertengruppe
Gemeinsam leiten Awodumila und Kolodzeike die 12-köpfige IoT-Expertengruppe beider Unternehmen. Die tüftelt bereits an vielen weiteren Themen. So will die Stadt Wendlingen demnächst mithilfe von Lichtschranken den Andrang in öffentlichen Gebäuden ermitteln. Steffen Weigel hofft, auf Basis der Daten die Öffnungszeiten für die Bürger optimieren zu können.
Sensoren an Türen und Fenstern könnten Auskunft geben, ob alle ordndungsgemäß geschlossen sind, womit sich Energieverschwendung vermeiden ließe. Ebenfalls der Sicherheit vor Hochwasserschäden dienen Warnsysteme an Wasserläufen, Kanälen oder Regenrückhaltebecken. Schließlich gibt es erste viel versprechende Versuche mit Parkleitsystemen auf Basis von LoRaWAN. Für die beiden Kommunen bleiben alle getesteten Systeme in der Pilotphase im Jahr 2019 kostenfrei.
Hintergrund der Kooperation
Schon zuvor hatten die Partner ein gemeinsames Produkt für die Wohnungswirtschaft entwickelt: "Immo Digital +". Hier bekommen Immobilieneigentümer und Verwalter die Abrechnungen auf Haus- und Wohnungebene aus einer Hand.
Die Lösung beruht auf intelligenten Messsystemen, die in den nächsten Jahren bei Anschlüssen mit einem jährlichen Stromverbrauch von über 10.000 kWh zur Pflicht werden. Minol erfasst dabei sämtliche Verbrauchswerte über sein Gebäude-Funksystem und leitet diese über eine gesicherte Verbindung des Gateways in ein zentrales Abrechnungssystem. Berechtigte, wie die Hausverwaltungen, könnten über eine Plattform Zugang erhalten – die Entwicklung einer solchen Plattform ist ebenfalls Teil der erweiterten Kooperation. Gemeinsam planen die Partner zudem Elektromobilitätslösungen für die Wohnungswirtschaft. (sg)