Smart City / Energy

Wachstum der Smart Devices ist nicht mehr aufzuhalten

Wie verändert die digitale Transformation Wirtschaft und Gesellschaft? Darüber wurde auf der vierten "Industrie 4.0-Konferenz" des Hasso-Plattner-Instituts diskutiert.
15.02.2018

Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.

"Werden wir überrollt? Oder können wir den Prozess der digitalen Transformation gestalten?", fragte Christoph Meinel auf der Industrie 4.0 Konferenz des Hasso-Plattner-Instituts, dessen Institutsdirektor und CEO Meinel ist, in Potsdam. Er finde es spannend, wie viel in dieser Hinsicht bei kommunalen Unternehmen schon passiert und sichtbar geworden sei. Die Digitalisierung, betont Meinel, findet schon heute statt. Das exponentielle Wachstum der sogenannten Smart Devices in den vergangenen Jahren sei bei dem rasanten Aufstieg nicht mehr aufzuhalten.

Vor allem das Internet der Dinge, (Internet of Things, IoT) verändere alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Angefangen vom Smart Home – sobald die Heizung mit dem Thermometer redet oder Rolos mit dem Wetterdienst kommunizieren – gehe es weiter mit dem Verkehr, hier gäbe es noch viel Potenzial. Nicht die Bürger sollten sich nach dem Fahrplan richten, sondern die Transportmittel sich nach ihm. Bis hin zur Smart-City, etwa, wenn die die Müllabfuhr kommt, sobald die Mülleimer voll sind.

"Das ist alles technisch keine Hexerei"

"Das ist alles technisch keine Hexerei, man muss nur die Infrastruktur schaffen und damit Dinge in die Lage versetzen, dass sie miteinander kommunizieren können", so Meinel. Als die Herausforderungen der Digitalisierung nennt der Institutsdirektor, Maschinen sprechfähig zu machen, Standardisierung zu schaffen, leistungsfähige und sichere Cloud-Systeme zu etablieren, IT-Sicherheit und Big-Data-Analysen, um die Masse der Daten auch verarbeiten zu können.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke lobte ebenfalls die großen Fortschritte der Digitalisierung in der Gesellschaft. Dabei müsse man in Brandenburg eine andere Strategie als Berlin verfolgen, allein schon wegen der demographischen Entwicklung und der ländlichen Region. Die Hauptfrage sei: Wie kann das Leben der Menschen besser und einfacher gemacht werden. Woidke hob hervor, dass die Konferenz diesmal lobenswerterweise das Thema öffentlicher Sektor im Fokus habe. Das betreffe nicht nur kommunale Unternehmen, man müsse auch vermeiden, dass Menschen drei Stunden in den Bürgerämtern sitzen und Formulare ausfüllen müssen. Es komme auf Datensicherheit an, aber auch auf die Zugänglichkeit der Daten. Grundlage der Digitalisierung sei der Breitbandausbau. In diesem Bereich sei Brandenburg ostdeutscher Spitzenreiter.

VKU-Chefin Reiche: "Wir können nicht mit der Zeit gehen, wir werden sprinten müssen"

Es müsse auch geklärt werden, wie es mit der Energiewende weitergehe, konkret betrifft dies Woidke zufolge den Ausbau von Kohle und Erneuerbaren. Denn eigentlich gehe es darum, die verschiedenen Energieerzeugungsmöglichkeiten besser miteinander zu vernetzen. "Dazu brauchen wir die Stadtwerke, dazu brauchen wir die kommunale Wirtschaft", so der brandenburgische Ministerpräsident. Er betonte, er werde sich weiter dafür einsetzen, dass kommunale Unternehmen eine stärkere Rolle in diesem Prozess spielen sollen als sie es bisher tun.

VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche bekräftigte, dass Innovationen zu neuen, besseren Angeboten für Kunden führen und auch einen besseren Schutz für Menschen, etwa im Verkehr, bieten. "Wir können nicht mit der Zeit gehen, wir werden sprinten müssen", so die Hauptgeschäftsführerin. Ziel müsse es sein die Geschwindigkeit eines kontinuierlichen Wandels aufrecht zu erhalten. Dabei seien partnerschaftlichen Kooperationen nötig. "Wir können voneinander lernen, wir erfinden die Dinge nicht völlig neu, wir brauchen Startups, wir brauchen Kooperationen, auch international", verdeutlichte Reiche. Der Verband kommunaler Unternehmen ist neben den Berliner Verkehrsbetrieben Premiumpartner der Veranstaltung. Es gehe aber auch darum Spielregeln zu definieren, so Reiche. Ein passender Rechtsrahmen, der auch den Umgang mit Daten betrifft, müsse aufgestellt werden.

"Vor einem Jahr war Industrie 4.0 noch eine Überschrift, inzwischen ist sie angekommen"

Wirtschafts-Staatssekretär Matthias Machnig fragte, ob es Deutschland gelinge an der Spitze der digitalen Transofrmation zu stehen. Von Deutschland gebe es ein differenziertes Bild. So belege man bei der Industrie 4.0 einen Spitzenplatz. "Vor einem Jahr war Industrie 4.0 noch eine Überschrift, inzwischen ist sie angekommen, viele Unternehmen haben digitale Wertschöpfung", so Machnig. Aber man habe einen enormen Nachholbedarf bei Infrastruktur, auch bei der öffentlichen Nutzung, etwa bei der Verwaltung. "Ich möchte in den nächsten vier Jahren bei den Themen vorankommen. Um endlich wieder eine Spitzenstellung zu erreichen. Dazu müssen alle einen Beitrag leisten", so Maching.

Ihm zufolge brauche Deutschland beim Breitbandausbau eine Regulierung, die auch Privatinvestitionen anrege. Wir brauchen die Privatinvestition in diesen Jahren bei der Glasfaser, sie müsse ein zentraler Schwerpunkt sein. "Wir müssen in Deutschland die Rahmenbedingungen so aufstellen, dass etwas entstehen kann. Wir müssen eine Finanzierungskultur schaffen, dass nach der Startphase auch Wachstumsfinanzierung geschaffen wird", sagte Machnig. So müsse der Venture Capital Markt mindestens verdoppelt werden. In der Bundesregierung habe man sich in den Koalitionsgesprächen darauf verständigt, eine digitale Vernetzung auf den Weg zu bringen. (sg)