Gas

Aktuelle Branchenzahlen: Biogas wird immer flexibler

Biogas ist für die Energiewende unverzichtbar, sagt der Fachverband Biogas. Die Branche stagniere allerdings. Der Verband fordert bessere Rahmenbedingungen.
14.10.2021

Die Branche klagt seit Jahren über unzureichende politische Rahmenbedingungen.

Kein nennenswerter Ausbau bei neuen Biogasanlagen, eine Brutto-Stromproduktion auf Vorjahresniveau und ein deutlicher Trend zu mehr flexibler Leistung: Das sind die zentralen Ergebnisse, die sich aus den vom Fachverband Biogas vorgelegten Branchenzahlen für 2021 ergeben.

Demnach ist die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland von 2019 auf 2020 um 97 auf 9632 gestiegen. Die installierte Leistung erhöhte sich um 376 Megawatt (MW) auf 5666, wovon 3793 arbeitsrelevant sind, was einen Rückgang um ein MW gegenüber 2019 bedeutet.

Speicherbarkeit als Vorteil

Besonders auffällig ist aus Sicht des Fachverbandes der Zubau an flexibler Leistung mit 381 MW. „Biogas ist – anders als Wind und Sonne – speicherbar“, erklärt Verbandschef Horst Seide. „Biogasanlagen können Strom erzeugen, wenn er gebraucht wird – auch nachts, an windstillen Tagen oder bei hoher Nachfrage.“ Dies sei von elementarer Bedeutung für das Gelingen der Energiewende. Die Betreiber seien sich dessen bewusst und bauten ihre Anlagen entsprechend um.

In der Summe wurde 2020 allerdings nicht mehr Biogasstrom ins Netz eingespeist – für 2021 prognostiziert der Verband sogar einen leichten Rückgang. Seide führt das auf „Investitionshemmnisse“ wie die Südquote oder die endogene Mengensteuerung in den Ausschreibungen zurück. Diese würden de facto für einen Abfall der Stromproduktion sorgen. „Sie sind von einer neuen Bundesregierung unverzüglich zu beseitigen.“

Bayern hat die Nase vorn

Die meisten Neuanlagen gingen 2020 in Bayern ans Netz (34), gefolgt von Baden-Württemberg (20) und Niedersachsen (19). Damit stehen nach wie vor die meisten Biogasanlagen in Bayern (2588) vor Niedersachsen (1709) und NRW (1129). Die höchste installierte Leistung verzeichnet allerdings Niedersachsen mit 1426 MW vor Bayern mit 1298 MW und Baden-Württemberg mit 535 MW.

2021 wird sich der Nettozubau neuer Biogasanlagen nach Verbandsangaben vermutlich auf 60 Neuanlagen verringern, da aufgrund der zahlreichen und komplexen rechtlichen Anforderungen zunehmend mehr Biogasanlagen nach 20 Jahren Laufzeit im EEG den Betrieb einstellen. Ein Zubau finde fast ausschließlich bei den Güllekleinanlagen statt, von denen 2021 voraussichtlich 93 neue Anlagen ans Netz gehen werden. Spürbar verlangsamt sich nach Schätzungen des Verbandes auch die Flexibilisierung im Bestand, die nur noch einen Leistungszubau von etwa 120 MW Ende des Jahres umfassen könnte. Für Ende 2021 prognostiziert der Verband 9692 Biogasanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 5.787 MW.

Bestandsanlagen in Gefahr

„Wir müssen den Bestandsanlagen eine reelle Perspektive zum Weiterbetrieb anbieten“, mahnt der Verbandspräsident. „Wir können weder auf die klimafreundliche Energie noch auf das Knowhow von zwei Jahrzehnten verzichten.“ Dafür bräuchten die Akteure aber verlässliche Rahmenbedingungen, neue Anreize für die Flexibilisierung im Bestand und weniger kostenintensive Auflagen.

Biogasanlagen seien eine unverzichtbare Säule im Energiesystem der Zukunft, betont Seide. Vor allem im Hinblick auf das Ende der Atomkraft im kommenden Jahr und das Auslaufen der Kohleenergie brauche es einen Energieträger, der flexibel auf Stromschwankungen reagieren kann. (amo)