Gas

Bedarfsanalyse: Wasserstoff wird früher und in größerer Menge benötigt

Die Energiekrise habe den Wunsch nach einem schnellen Hochlauf beschleunigt, heißt es aus Baden-Württemberg. Die Energiewirtschaft werde in den nächsten Jahren zum größten Abnehmer - noch vor der Industrie.
09.11.2023

In Baden-Württemberg scheint der Wasserstoff-Hunger groß zu sein.

Baden-Württemberg rechnet damit, dass die Wasserstoffbedarfe deutlich höher ausfallen und früher bestehen als in vorhergehenden Studien und Abfragen ermittelt. Es sei anzunehmen, dass vor allem der Angriffskrieg gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise die Entwicklung um fünf bis zehn Jahre beschleunigt hat, heißt es aus dem Umweltministerium das Landes. So seien nun erste Bedarfe bereits für die nächsten Jahre angemeldet worden. Das hat eine konzertierte Aktion zur Ermittlung der Wasserstoffbedarfe in Baden-Württemberg ergeben. Beteiligt waren neben dem Umweltministerium auch der Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und die Plattform H2BW (Kernteam) sowie die BWIHK und etliche Verbände. 

 

Insgesamt, so ergab die aktuelle Analyse, wird zwischen 2025 und 2040 doppelt so viel Wasserstoff benötigt als eine Abfrage vor zwei Jahren ergab. In Zahlen bedeutet das: Der prognostizierte Bedarf liegt 2032 bei 52 TWh, 2035 bei 73 TWh und ab 2040 schon bei 91 TWh. 

Energiewirtschaft als wichtiger Abnehmer

Besonders früh benötigt die Industrie den klimaneutralen Energieträger. Später, dafür in größeren Mengen, meldet die Energiewirtschaft Bedarf an: Mit 40 TWh im Jahr 2035 und 53 TWh in 2040 ist der Energiesektor künftig der größte Wasserstoffverbraucher. Der Verkehrssektor wird im Vergleich dazu auf den Gesamtbedarf voraussichtlich einen begrenzten Einfluss haben. Wasserstoff wird hier vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen Einsatz finden.

„Die gestiegenen und früher anfallenden Bedarfe zeigen, dass wir – insbesondere mit der Umsetzung der Wasserstoff-Roadmap und dem im Mai vorgestellten Fortschrittsbericht – auf dem richtigen Weg sind. Der Schwerpunkt der letzten Monate auf dem Ausbau der Infrastruktur mit Fachdialogen, Spitzengesprächen und einer gemeinsamen Erklärung hat sich als richtig erwiesen“, lässt sich Energieministerin Thekla Walker mit Blick auf die Ergebnisse der Abfrage zitieren. Der Ausbau der Fernleitungsnetze sei entscheidend für eine nachhaltige Energieversorgung in Baden-Württemberg. „Wir haben jetzt eine gute Grundlage für die weitere Planung einer leistungsfähigen Wasserstoff-Infrastruktur.“ Mit dem geplanten Aufbau eines deutschlandweiten Kernnetzes wird ein erster Schritt gemacht. „Wir werden die Ergebnisse unserer Bedarfserhebung jetzt auch auf Bundesebene einbringen, um darauf hinzuwirken, dass der Industrie- und Technologiestandort Baden-Württemberg frühzeitig an ein deutsches und europäisches Wasserstoffnetz angebunden wird“, so Walker weiter. Zudem seien die Zahlen auch eine wichtige Grundlage für den Aufbau von Erzeugungsanlagen im Land.

Methode der Abfrage

Ausgewertet wurden 474 Bedarfsmeldungen, die aus unterschiedlichen Bereichen und Sektoren eingingen. Aufgrund der großen Zahl an Unternehmen in Baden-Württemberg und der diversifizierten Wirtschaft wurde auf dieser Basis eine Hochrechnung für die Unternehmenslandschaft durchgeführt. Für den Verkehrssektor wurden verschiedene Studien ausgewertet, da der Rücklauf der Meldungen hier zu gering war. (amo)