Gas

Größere Mengen grünen Wasserstoffs frühestens ab 2025 in Deutschland

Die Nachfrage wird das Angebot auch nach 2030 deutlich übersteigen, sagt das Wasserstoff-Start-up Eternal Power voraus. Dessen Experten gehen von einer Halbierung der Produktionskosten bis 2030 aus.
04.05.2023

Das Thema Wasserstoff ist in aller Munde, doch die Unsicherheit ist groß.

Mit nennenswerten Wasserstoff-Lieferungen können deutsche Unternehmen frühestens in zwei Jahren rechnen. Davon geht das Hamburger Wasserstoff-Start-up Eternal Power aus. Für künftige Projekte rechnet Eternal Power mit rund fünf Jahren, bis von der Finanzierung über die Planung letztlich mit dem Start der Wasserstoffproduktion begonnen werden kann.  Rund 70 bis 80 Prozent des in Deutschland benötigten Wasserstoffs werden demnach in Zukunft aus anderen Ländern stammen. Und das zu wesentlich geringeren Kosten als bei inländischer Produktion. Das Einsparpotenzial für eingeführten Wasserstoff liegt nach Einschätzung von Eternal Power bei rund fünf Billionen Dollar.

„Um sich eine Vorstellung davon zu machen, von welchen benötigten Wasserstoff-Mengen wir in welchen Zeiträumen sprechen, ist ein Vergleich mit dem LNG-Markt, also dem Markt für Flüssiggas, aufschlussreich“, erklärt Moritz Schwencke, CEO von Eternal Power, in einer Mitteilung. Bis ein Handelsvolumen von 350 Mio. Tonnen LNG erreicht worden sei, seien ungefähr 60 Jahre vergangen. Äquivalent dazu würden rund 150 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff benötigt – aber in der Hälfte der Zeit. Dafür müssten Infrastruktur, Transport-, Lager- und Elektrolyse-Kapazitäten massiv ausgebaut werden, wie Robert Meitz aus dem Eternal Power Gründer-Team weiß. „Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff ist enorm und wird auch noch weit nach 2030 das Angebot übersteigen. Die hohe Nachfrage ist ein wichtiger Katalysator für den Markthochlauf und schafft Investitionssicherheit. Jetzt müssen Projekte und Infrastruktur folgen. Wir rechnen damit, bis 2025 als eines der ersten Unternehmen grünen Wasserstoff in Deutschland produzieren und an Kunden hierzulande liefern zu können.“  

Elektrolyse ausbauen

Ein wichtiger Faktor für einen schnellen Hochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft stellt der Ausbau von Elektrolyseanlagen dar. Im Jahr 2021 lag die globale Elektrolyse-Kapazität bei etwa 500 Megawatt. Bis 2050 muss sie laut International Energy Agency auf über 3500 Gigawatt wachsen, damit über 300 Mio. Tonnen Wasserstoff produziert werden können. Allein in Deutschland sollen die Elektrolyse-Kapazitäten bis dahin auf 50 Gigawatt ausgebaut werden. „Deutschland wird für die Erreichung der Klimaziele geschätzte 13 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff bzw. Derivate benötigen. 3 Mio. Tonnen davon lassen sich voraussichtlich vor Ort herstellen“, schätzt Schwencke. Rund 70 bis 80 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs werden in Zukunft also durch Importe gedeckt werden müssen. Grund dafür sind unter anderem der schleppende Ausbau und die hohen Kosten für Strom aus erneuerbaren Quellen.  

Strom aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft könne in Südamerika, Australien oder im Nahen Osten deutlich günstiger hergestellt werden. „Die Stromproduktion über Photovoltaikanlagen in Saudi-Arabien ist beispielsweise vier bis zehnmal günstiger als in Deutschland“, erklärt Robert Meitz. Die Produktionskosten werden sich laut Eternal Power bis 2030 halbieren. Rund drei Euro pro Kilogramm Wasserstoff werden – je nach Produktionsstandort – bis dahin realistisch sein.

Eternal Power setzt auf Großprojekte

„Wir setzen frühzeitig auf internationale Großprojekte, mit denen sich langfristige Kostenvorteile generieren lassen“, so Meitz. Dazu hat Eternal Power bereits erste Partnerschaften in der Türkei, in Vietnam und auch Lateinamerika abgeschlossen. Die Hamburger arbeiten an dem Aufbau von internationalen Projekten ab einer Produktionskapazität von einem Gigawatt und wollen damit zu einem der führenden Hersteller für grünen Wasserstoff werden.

Der Bedarf ist laut Meitz riesig. Grüner Wasserstoff werde einen essentiellen Anteil an der Energiewende haben. Für die schwer zu dekarbonisierenden Industrien – also die Chemie- und Stahl-Industrie sowie die Schiffs-, Bahn- und LKW-Logistik – werde der aus erneuerbaren Quellen hergestellte Energieträger unabdingbar sein. „Unternehmen müssen vorausschauend planen, denn das Angebot an grünem Wasserstoff wächst nur langsam“, weiß Meitz. Er schätzt, dass die Preise in den nächsten drei Jahren sogar steigen dürften. Regierungen weltweit haben deshalb teils enorme Förderprogramme verabschiedet: Die Bundesregierung unterstützt mit mehreren Millionen die Stiftung H2Global. Die USA haben letztes Jahr mit dem Inflation Reduction Act ihr eigenes Subventionsprogramm vorgestellt. Meitz: „Der Wille, grünen Wasserstoff in großem Stil zu produzieren, ist groß. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen und unabhängig von fossilen Energiequellen zu werden, müssen Firmen und Länder in Zukunft auf grünen Wasserstoff setzen und sich diese rare Ressource frühzeitig sichern. Bereits jetzt herrscht ein Wettbewerb um die besten Produktionsstandorte.“ (amo)