Gas

H2-Kompass: Mit Wasserstoff zu mehr Versorgungssicherheit

Der Umstieg auf Wasserstoff ist laut Acatech und Dechema eine Chance zur Diversifizierung - mit positiven Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit Deutschlands.
08.09.2023

Unter anderem im Verkehr könnte Wasserstoff eingesetzt werden.

Acatech und Dechema haben den neuen digitalen H2-Kompass vorgelegt. Er daten- und faktenbasiert Handlungsoptionen zu Erzeugung, Transport und Import sowie Nutzung von Wasserstoff aufzeigen. Das wichtigste Ergebnis: Deutschland wird laut der Analyse auch mit Wasserstoff Energieimporteur bleiben, könne aber kritische Abhängigkeiten im Vergleich zu Öl und Gas stark reduzieren.   

Viele Fragen werden nach Überzeugung von Acatech und Dechema noch heiß diskutiert: Wie viel heimischen Wasserstoff kann Deutschland mittels erneuerbarer Energien herstellen? Wie viel muss importiert werden – und welche Partnerländer bieten sich an? Wie kann ein europäisches Wasserstoff-Transportnetz entstehen – und wie sollte Wasserstoff am sinnvollsten genutzt werden?

Atlas will Orientierung geben

„Die Ziele sind mit der Wasserstoffstrategie vor dem Hintergrund der Klimaschutzabkommen und auch mit Blick auf unsere Industrie- und Energie-Souveränität klar. Unser Anspruch ist, mit dem Wasserstoff-Kompass Orientierung zu geben, welche alternativen Routen zu diesen Zielen führen können“, lässt sich Acatech Präsident Jan Wörner zitieren.

„An vielen Stellen gibt es von Unternehmen bereits wichtige erste Impulse für den Markthochlauf“, so Dechema-Vorstandsmitglied Maximilian Fleischer. „Dennoch zeichnen sich bei Erzeugung, Transport und Anwendung von Wasserstoff und seinen Derivaten derzeit keine Universallösungen ab. Der technologische Optionenraum ist weit geöffnet. Deshalb braucht es technologieoffenes und marktorientiertes Wissen, damit die Politik Forschung und Innovation effektiv unterstützen kann“, so Fleischer weiter.

Ohne Importe geht es nicht

Bei einem Wasserstoffbedarf von 95 bis 130 Terawattstunden im Jahr 2030 wird Deutschland auf Importe in erheblichem Umfang angewiesen sein. Viele Länder inner- und außerhalb Europas kommen als Wasserstoff-Exporteure infrage. Für den Import nach Deutschland bieten sich vor allem Pipelines an, so die Analyse. Vorstellbar seien auch Importe von Wasserstoff beziehungsweise seinen Derivaten per Schiff aus weit entfernten Regionen. Insgesamt könne der Umstieg von Kohle, Öl und Gas auf Wasserstoff für eine Diversifizierung der Energie-Importquellen genutzt werden – damit würde die Versorgungssicherheit Deutschlands im Vergleich zur fossilen Energieversorgung steigen.

Im Rahmen der Projektarbeit haben sich Grundvoraussetzungen, Schlüsseltechnologien, aber auch bestehende und zukünftige Verknüpfungen zwischen Industrien, Prozessen und Sektoren herauskristallisiert. Der Wasserstoff-Kompass zeigt auf, wie technologische Veränderungen in einem Bereich Anpassungsbedarfe an anderen Stellen auslösen.

Erneuerbare ausbauen

Grundvoraussetzungen für einen Wasserstoffhochlauf sei ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien, ein noch enger verzahntes europäisches Stromsystem und eine ausgereifte Infrastruktur für den Import und Transport von Wasserstoff und seine Folgeprodukte.

Der neue Elektrolyse-Monitor des Wasserstoff-Kompass-Projektes erfasst wichtige Elektrolysekapazitäten in Deutschland und Europa – sowohl bestehende Anlagen als auch geplante. Er gibt nähere Informationen zu Orten, Akteuren und Technologien. Ein Fazit hierzu: Die Lücke zu dem von der Bundesregierung anvisierten Ziel von 10 Gigawatt heimischer Erzeugungsleistung bis 2030 schließt sich immer weiter. Noch bleibt allerdings eine Lücke von 1,2 Gigawatt. (amo)