Gas

Hochlastreaktor soll Gülle-Flut bewältigen

Gülle in Hülle und Fülle: Was für den Gewässerschutz höchst problematisch ist, bringt den Hochlastreaktor der FH Münster erst auf Touren. Er beschleunigt die Vergärung und erhöht damit das Volumen von Biogasanlagen.
23.05.2019

Die FH Münster hat einen Reaktor entwickelt, der die Vergärung von Gülle um einiges beschleunigen soll.

Die neueste Entwicklung der Fachhochschule Münster und der Unternehmen Planet Biogastechnik GmbH sowie Bioenergiecluster Oost-Nederland (BEON) könnte die Gülle-Problematik der deutschen Landwirte lösen.

Während der Austrag auf Äckern und Feldern deutlich zu hoch ist und dadurch die deutschen Gewässer belastet werden, kann es für den neuen Hochlastreaktor gar nicht genug Gülle geben. Das Projekt "INTERREG" hat drei Jahre daran gearbeitet, die Vergärung in Biogasanlagen zu beschleunigen.

Mikroorganismen sind der Schlüssel

Dazu wurden Verweilzeit, Raumbelastung und Temperatur in drei Hochlastreaktoren analysiert und mit verschiedenen Güllearten experimentiert. Das Clou für eine schnelle Zersetzung der Gülle in Biogas liegt in der Mikroorganismendichte. Diese wurde im Reaktor durch eine Technik aus der industriellen Abwasserreinigung gesteigert und so kam auch die Abbaugeschwindigkeit auf Touren.

Mastschweingülle ist bereits innerhalb von elf Tagen Verweilzeit in Gas umgewandelt. Das entspricht Gestehungskosten von ungefähr zehn Cent pro kWh Methan. Mit einer Vergärzeit von nur vier Tagen toppt Ferkelgülle dieses Ergebnis sogar noch und auch die Gestehungskosten gehen somit auf 4,6 Cent pro kWH runter. Zum Vergleich: Durchschnittlich erzeugen Biogasanlagen ihr Methan für 4,7 Cent pro Kilowattstunde.

Nur ein Drittel des Reaktorvolumens benötigt

"Je frischer die Gülle ist, desto produktiver arbeiten die Mikroorganismen", so das Forschungsteam. Durch Erhöhung der Mikroorganismendichte, brauchen wir nur ein Drittel des Reaktorvolumens, um dieselbe Menge Gülle wie in einer Biogasanlage zu vergären. Die Kosten dafür sind zwar hoch, aber die Technologie bietet neue Chancen für die Zukunft. Wir haben sehr viel Gülle in den Niederlanden und brauchen viel Biogas", sagt Frans Feil von BEON.

Momentan ist das Team dabei, die Verweilzeit der Substrate weiter zu verkürzen. Außerdem soll untersucht werden, wie der Reaktor mit Co-Substraten klarkommt: Sickersäfte oder belastete Abwässer. "Die Art der Substrate und anfallenden Reststoffe sind saisonal bedingt", erklärt Andreas Thesseling von Planet und ergänzt: "Es wäre gut, wenn man das Substrat im Reaktor flexibel wechseln kann." (ls)