Gas

In fünf Jahren zum Marktführer bei Gas

Das ist "bundesweit einmalig", sagt Josef Rönz, Chef des strategischen Partners EVM: Die Stadtwerke Andernach bekommen zum 1. Januar nach nur fünf Jahren Gasvertrieb den Grundversorger-Status. Von wem? Von sich selbst. Die Story ist trotzdem seriös.
10.09.2018

Freuen sich im September 2018, dass die Stadtwerke Andernach zum 1. Januar 2019 binnen fünf Jahren Gas-Grundversorger werden (von links): Christian Schröder (Bereichsleiter Marktmanagement und Innovation vom Kooperationspartner EVM Koblenz), Lars Hörnig (kaufmännischer Geschäftsführer Stadtwerke), Bürgermeister Claus Peitz, OB Achim Hütten, Josef Rönz (EVM-Vorstandsvorsitzender), Jörg Schneider (Bereichsleiter EVM-Vorstandsbüro) und Jan Deuster (technischer Geschäftsführer Stadtwerke).

Der Gasnetzbetrieb der Stadtwerke Andernach Energie hat seinen Kollegen vom Gasvertrieb zum 1. Januar 2019 den Grundversorger-Status zuerkannt. Das bedeutet: Die Stadtwerke Andernach Energie haben in ihrem Netzgebiet die meisten Gas-Haushaltskunden, nicht mehr die RWE-Konzerngesellschaft Innogy. 3500 Lieferstellen beziehen mittlerweile Andernacher "Bäckerjungengas". Das geht aus einer Pressemitteilung des Kommunalunternehmens vom Freitag hervor.

Das Besondere daran ist, dass die noch junge Energiesparte der Stadtwerke diesen Status von null auf in nur fünf Jahren erlangt haben wird. Erst 2014 hatte sie die Strom- und Gasnetze übernommen, von Westnetz/Innogy/RWE, danach war sie in den Vertrieb eingestiegen, mit ihrem strategischen Partner und Minderheitsgesellschafter EVM aus Koblenz. Die "Marktdurchdringung" war das mittelfristige Vertriebsziel von Anfang an.

Provisionsgeschäfte und Haustürgeschäfte

Im jüngsten verfügbaren Geschäftsbericht, der im Mai 2017 für 2016 verfasst wurde, liest sich das Modell so: Vertrieb im eigenen Namen, aber auf Rechnung der EVM, die dafür Provision erhält und in den ersten Jahren einen Marktdurchdringungsbonus. Man führte damals auch erfolgreich eine Akquisekampagne an den Haustüren durch (door-to-door-Vertrieb als eine Variante des Direktvertriebs). Bis heute haben die Andernacher für ihren "Bäckerjungenstrom" 5500 Verträge geschrieben. Sie übernehmen mit dem Wachstum schrittweise Aufgaben von EVM.

"Ein solcher Vorgang ist bundesweit einmalig", so sicher äußert sich EVM-Chef Josef Rönz. "Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein rekommunalisierter Energieversorger in einem derartigen Tempo den Grundversorgerstatus erreicht hätte." Die Stadtwerkegeschäftsführer Lars Hörnig und Jan Deuster führen den Erfolg auf Folgendes zurück:

  • die starke Marke "Stadtwerke",
  • das zielgruppenspezifische Vertriebs- und Marketingkonzept mit Regionalbezug,
  • die "gute und vertrauensvolle" Zusammenarbeit mit der EVM, die auch von OB Achim Hütten gelobt wird,
  • und "motivierte" Stadtwerke-Mitarbeiter.

Netzbetrieb muss Vertrieb informieren

Warum hat das nun kein G'schmäckle, wenn sich ein Unternehmen quasiselbst den Grundversorger-Status verleiht? Weil das Netzgeschäft in einem vertikal integrierten Strom- oder Gasversorger, solange er weniger als 100.000 Vertriebskunden in einer der beiden Commodities hat, in ein und derselben Firma wie der Vertrieb bleiben kann und nicht in eine Tochter ausgelagert werden muss. Zudem muss die Netzsparte den Status diskriminierungsfrei vergeben; er knüpft an objektiv messbare Marktanteile an, die im Übrigen so genau nur die Netzsparte wissen kann. Ein alter Grundversorger würde sich aber in aller Regel wehren, wenn er sich mit dem Entzug des Status ungerecht behandelt sähe.

Der neue Grundversorger wiederum muss über seinen Status informiert werden, damit er sich auf seine Pflicht vorbereiten kann, die Grund- und Ersatzversorgung für alle Kunden sicherzustellen, die aus irgendeinem Raster fallen, vor allem neu Zugezogene ohne Liefervertrag und Opfer von Versorgerpleiten. Also darf er auch informiert werden, im Zweifel auch von den eigenen Kollegen. (geo)