Gas

Kasachstan will grünen Wasserstoff für die EU produzieren

Viel Sonne und Wind: In der früheren Sowjetrepublik soll ab 2030 im großen Stil grüner Wasserstoff hergestellt werden.
28.10.2022

Die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan erstreckt sich vom Kaspischen Meer im Westen bis zum Altai-Gebirge an seiner östlichen Grenze zu China und Russland.

Hyrasia One, eine Tochter der europäischen Cleantech-Unternehmensgruppe Svevind Energy Group, plant in Kasachstan eine der nach eigenen Angaben weltweit größten Industrieanlagen zur Produktion von rein grünem Wasserstoff. Das Projekt geht damit in die nächste, entscheidende Phase. Im Beisein von Kassym-Schomart Tokajew, Präsident der Republik Kasachstan, und Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, haben Vertreter von Hyrasia One und der kasachischen Regierung in Astana das Investment Agreement für dieses Leuchtturmprojekt unterzeichnet.

Für das Vorhaben sollen in den weiten Steppen Südwestkasachstans Windenergie- und Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von etwa 40 Gigawatt installiert werden. Die damit erzeugte erneuerbare Energie von etwa 120 Terrawattstunden pro Jahr versorgt einen Industriepark von Elektrolyseuren an der Küste des Kaspischen Meeres, der eine Gesamtleistung von 20 GW aufweisen und jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produzieren soll. Zum Vergleich: Diese Menge entspricht rund einem Fünftel des erwarteten EU-Importbedarfs für grünen Wasserstoff im Jahr 2030.

2030 soll die Produktion beginnen

Das nun unterzeichnete Investment Agreement definiert entscheidende Projektparameter, wie die zur Verfügung gestellten Flächen, Zugang zu Infrastruktur, den ungehinderten Waren- und Kapitalverkehr sowie weitere wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen, und macht damit das seit bereits drei Jahren entwickelte Vorhaben investitionssicher: Auf Basis dieses Investment Agreements will Hyrasia One nun konkrete Verhandlungen mit Ko-Investoren, Abnehmern und Anlagenlieferanten vorantreiben und damit die Grundlagen für die spätere Vermarktung des grünen Wasserstoffs schaffen. Die Wasserstoffproduktion in der Region Mangystau soll bereits im Jahr 2030 beginnen und etwa ab dem Jahr 2032 volle Auslastung erreichen. Die finale Investitionsentscheidung für das rund 40 bis 50 Milliarden US-Dollar schwere Projekt soll 2026 getroffen werden.

Im Sommer 2022 wurde die erste Projektentwicklungsphase mit Fertigstellung der Concept Design Studie erfolgreich abgeschlossen, die in Zusammenarbeit mit den Beratungsfirmen ILF Consulting Engineers und Roland Berger Management Consultants erarbeitet wurde.

Wind und Sonne in Hülle und Fülle

„Kasachstan ist ein idealer Standort für die Erzeugung sauberer Energie und grünen Wasserstoff. In den ausgedehnten Steppen herrschen ganzjährig ausgezeichnete Windverhältnisse und die Sonneneinstrahlung ist weit intensiver als beispielsweise in Zentraleuropa“, erläutert Wolfgang Kropp, Geschäftsführer von Hyrasia One sowie Gründer und CEO der Svevind Energy Group

Sauberer Wasserstoff soll bis 2050 mehr als ein Fünftel der CO2-Ersparnis leisten, die auf dem Weg zur globalen Klimaneutralität nötig ist, so das Ergebnis der Studie „Global Hydrogen Flows“, die das Hydrogen Council und McKinsey im Oktober 2022 gemeinsam veröffentlicht haben. Der Einsatz von Wasserstoff ermöglicht, die weltweiten CO2-Emissionen bis 2050 insgesamt um 80 Gigatonnen zu senken. Die Studie weist zudem darauf hin, dass bestimmte Regionen einen erheblichen Teil des Wasserstoffs werden importieren müssen. Dazu zählen neben Japan und Südkorea vor allem auch die Europäische Union. Die Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Präsident Tokayew noch im November 2022 ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft für nachhaltige Rohstoffe, Batterien und grünen Wasserstoff zu unterzeichnen, ist vor diesem Hintergrund ein wichtiger Schritt. (amo)