Gas

Keine Gebote in Biomethan-Ausschreibung: Branche appelliert an die Politik

Die Bundesregierung importiere lieber klimaschädliches LNG statt auf grüne heimische Energieträger zu setzen, kritisiert die Biogasbranche. Sie hat klare Forderungen an die Politik.
29.09.2023

Die Biogasbranche fordert bessere Rahmenbedingungen.

Die von der Bundesnetzagentur (BNetzA) veröffentlichten Ergebnisse der jüngsten Biomethan-Ausschreibungen zum 1. September empören die Branche. Nach Reduzierung des ausgeschriebenen Volumens von 300 auf 8 Megawatt (MW) wurde erneut kein Gebot eingereicht. Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüro Bioenergie, zeigt sich „wenig überrascht“. Seit der mit dem Osterpaket 2022 vorgenommene Neuausrichtung der EEG-Vergütung für Biomasse weg von flexiblen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis von Biogas, Holz und Biomethan hin zu reinen Biomethan-Spitzenlastkraftwerken ohne Wärmeauskopplung sei kein einziges Gebot innerhalb der Biomethan-Ausschreibung eingegangen. Das Biomethansegment sei in seiner aktuellen Ausgestaltung für potenzielle Bieter schlicht unattraktiv. 

„Zum einen reichen die geringen Volllaststunden nicht ansatzweise aus, um das wertvolle Biomethan nicht nur in Strom, sondern eben auch in dringend benötigte Wärme umzuwandeln. Dabei sollte die Bundesregierung im Hinblick auf die längst überfällige Wärmewende auch auf die kommunale Wärmeversorgung setzen. Stadtwerke oder Betreiber lokaler Wärmenetze, die Biomethan einsetzen wollen, benötigen ein ausreichende Anzahl an Volllaststunden pro Jahr, um selbst bei großen Wärmespeichern gesichert Wärme für die Bevölkerung bereitstellen zu können“, führt Rostek aus.  

KWK als "Königsweg"

Zum anderen reiche es eben nicht, Biomethan-Anlagen aus dem regulären Biomasse Segment zu verbannen und das Ausschreibungsvolumen stark einzukürzen. „Die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung, wie sie derzeit im Anlagenbestand gelebt wird, ist und bleibt der Königsweg hin zur Klimaneutralität. Flexible Speicherkraftwerke, die neben der bedarfsgerecht Stromproduktion auch bedarfsgerecht Wärme bereitstellen können, sollten im eigentlichen Fokus der Politik liegen.“

Insgesamt sei die übermäßige Ausrichtung der Biomasse-Vergütung auf Spitzenlastkraftwerke ohne Wärmeauskopplung nicht nur energiewirtschaftlich unnötig und klimapolitisch kontraproduktiv, sondern werde vom Markt einfach nicht angenommen, sagt Rostek. „Die Systematik der EEG-Vergütung für Biomasse verfehlt damit schlicht ihr Ziel und sollte wieder auf flexible KWK-Anlagen ausgerichtet werden, sowohl im Biomethan- wie auch im regulären Biomasse-Segment.“

Agiert die Bundesregierung klimaschädlich?

Janet Hochi, Geschäftsführerin des Biogasrats, spricht gar von „politischer Ignoranz“ der Bundesregierung.Statt Investitionen in neue hochflexible Biomethan-BHKW-Projekte zu ermöglichen, fördere die aktuelle Bundesregierung den Import von klimaschädlichem fossilem LNG. Dies führe zu Energieabhängigkeiten, zerstöre heimische Wertschöpfung in der erneuerbaren Energieerzeugungsbranche und schade dem Klimaschutz. „Die Untätigkeit des zuständigen Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz geht damit 1:1 zu Lasten einer sicheren, unabhängigen und bezahlbaren heimischen erneuerbaren Energieversorgung mit Biomethan und damit zu Lasten der Energieverbraucherinnen und -verbraucher in Deutschland“, ärgert sich Hochi. Sie hofft, dass der Bundestag eine grundlegende Änderung der EEG-Ausschreibungsbedingungen für die Stromerzeugung aus Biomethan erwirkt.

„Im Fokus sollten dabei flexible Biomethan-BHKW stehen, die hocheffizient erneuerbaren Strom und Wärme erzeugen und so einen energiewirtschaftlich sinnvollen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leisten und gleichzeitig das Klima schützen.“ Wesentliche Punkte seien die Anhebung der Volllaststunden für den Betrieb der Biomethan-BHKW von derzeit 10 Prozent auf 50 Prozent und die Abschaffung der wettbewerbsschädlichen Südquote. Zudem sollten Biomethan-BHKW wieder an den regulären EEG-Ausschreibungen für Biomasse teilnehmen dürfen, da sie durch Nutzung der vorhandenen Gasnetzinfrastruktur deutschlandweit bedarfsgerecht und verbraucherorientiert grünen Strom und Wärme bereitstellen.