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LNG: Neue Kreuzfahrtschiffe nutzen flüssiges Erdgas

Ultrakaltes flüssiges Erdgas (LNG) soll als sauberer Treibstoff die Schifffahrt umweltfreundlicher machen. Doch ein echter Durchbruch zeichnet sich noch nicht ab. Die LNG-Unterstützer setzen vor allem auf neue Kreuzfahrtschiffe.
03.07.2018

Der Elbehafen Brunsbüttel soll nach Plänen von Gasunie, Oiltanking und Vopak einmal ein LNG-Terminal beherbergen.

Der umweltfreundlichere Schiffstreibstoff LNG erobert zunehmend die Kreuzschifffahrt. Bei neu bestellten Kreuzfahrtschiffen sei fast immer der Antrieb mit dem verflüssigten Erdgas vorgesehen oder zumindest möglich, teilte die Initiative Maritime LNG Plattform am Dienstag in Hamburg mit. Auch Fähren würden zunehmend mit LNG- oder Dual-Fuel-Motoren in Auftrag gegeben, die mit verschiedenen Kraftstoffen betrieben werden können. Von einem Durchbruch in der gesamten Schifffahrt könne jedoch trotz größerer Fortschritte noch nicht gesprochen werden.

«Man muss noch eine Zeit lang dranbleiben und darf nicht das Momentum verlieren», sagte Rowil Ponta, Geschäftsführender Gesellschafter der Schiffsmanagement-Firma Nordic Hamburg. Sein Unternehmen hat zwei LNG-Schiffe mit 1400 Containern Tragfähigkeit im europäischen Küstenverkehr in Betrieb. Weltweit können bei einer Flotte von rund 50 000 Seeschiffen schätzungsweise 200 Schiffe mit LNG fahren oder sind darauf vorbereitet, also weniger als ein Prozent.

LNG ist besser für die Gesundheit

Das verflüssigte Erdgas verringert den Ausstoß der Schiffe von Schwefel, Stickoxiden und Feinstaub auf nahezu Null und auch von Kohlendioxid um 20 Prozent. «LNG reduziert vor allem die gesundheitliche Belastung der Bevölkerung», sagte der Gründer der LNG Plattform und frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Für den Klimaschutz bringe LNG, das ebenfalls ein fossiler Brennstoff sei, dagegen weniger. «Aber wir können es jetzt einsetzen.» Beust konterte damit die Umweltorganisation Nabu, die sich vergangene Woche kritisch zu LNG im Hinblick auf den Klimaschutz geäußert hatte. Beust sagte, klimaneutrale Alternativen wie Wasserstoff oder synthetisch erzeugte Kraftstoffe stünden auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung.

Ein Problem bei der Durchsetzung von LNG in der Schifffahrt ist die Verfügbarkeit in den Häfen. «Hamburg hat Nachholbedarf», sagte Beust. Gegenwärtig gibt es an den drei Standorten Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel Überlegungen und Initiativen, um ein LNG-Importterminal in Deutschland zu errichten. Das auf minus 162 Grad gekühlte Gas kommt in Spezialtankern aus dem Nahen Osten nach Europa. Ein großes Lieferland ist Katar, ein bedeutender Importhafen Rotterdam. Von dort wird es per Lkw nach Deutschland gebracht. Mit einem Importterminal würde sich die Infrastruktur spürbar verbessern. Für das Brunsbütteler Projekt werde die finale Investitionsentscheidung im zweiten Halbjahr 2019 fallen, sagte Jos Steeman von der Firma Vopak, einem der möglichen Investoren.

"LNG ist in aller Munde"

Insgesamt zog die Initiative, die seit vier Jahren besteht und mehr als 100 Mitglieder hat, eine positive Bilanz ihrer Arbeit. «Als wir anfingen, war das ein absolutes Außenseiterthema und kaum jemand wusste, was LNG ist», sagte Beust. «Heute ist das Thema in aller Munde.» Auch im Koalitionsvertrag von Union und SPD im Bund werde die LNG-Förderung erwähnt. Es seien bereits Förderanträge für 30 LNG-Schiffe gestellt. (dpa/al)