Gas

LNG statt Erdöl in Risavika

Norwegen spielt auch bei LNG ganz vorne mit. Im Fokus liegt vor allem der Antrieb von Schiffen sowie die angrenzenden Märkte.
11.09.2018

LNG-Produktionsanlage in Risavika in der Nähe von Stavanger.

Wo vor zehn Jahren noch eine Erdölraffinierie von Shell stand, ist heute die zweitgrößte LNG-Produktionsanlage Europas. Betreiber der Anlage im Hafen von Risavika in der Nähe von Stavanger ist das norwegische Unternehmen Skangas. Die Verflüssigungsanlage produziert 300 000 Tonnen LNG jährlich. Neben der Produktion werden zudem bis zu 12 700 Tonnen LNG gespeichert, berichtet Kenneth Olsen, Director Supply Chain bei Skangas.

Über eine Unterwasser-Pipelinesystem wird das Erdgas von der Aufarbeitungsanlage im nahegelegenen Kårstø nach Risavika transportiert. Nach der Aufarbeitung, Abkühlung und Verflüssigung wird es in einer großen "Thermoskanne", einem speziellen Lagertank, bebunkert. Es kann anschließend in Schiffen oder Nutzfahrzeugen als Kraftstoff genutzt oder Gebiete versorgen, die keinen Zugang zu Pipelinesystemen haben. Auch eine Regasifizierung des LNG und Einspeisung ins herkömmliche Gasnetz ist möglich.

Künftiger Umstieg auf Bio-LNG und grünen Wasserstoff

"Wir sehen vor allem großes Potenzial der LNG Verwendung im maritimen Bereich sowie bei der Versorgung von Industriebetrieben in Regionen ohne Erdgasinfrastruktur", unterstreicht Olsen. Der Schwerpunkt der Aktivitäten des Unternehmens ist Skandinavien sowie die angrenzenden Länder. Große strategische Bedeutung misst Olsen der künftigen Verarbeitung und Verwendung von Bio-LNG und von grünem Wasserstoff bei. "Hierfür können wir unser Know-how und unsere Logistik ideal nutzen", sagt er. Skangas betreibt selbst mehrere Transportschiffe mit LNG-Antrieb, "bisher mit sehr guten Erfahrungen", so Olsen. Ab kommenden Jahr möchte man die Umstellung der LKW-Flotte des Unternehmens angehen.

Ein Aushängeschild ist die mit LNG betriebene Fähre Bergensfjord der norwegischen Reederei Fjord Line. Über eine 650 Meter lange unterirdische Pipeline wird das LNG von dem Werk in Risavika zu dem 170 Meter langen und 1500 Passagiere und 600 Autos fassendem Schiff transportiert. Gespeist wird ein Motor von Rolls-Royce, wobei die Abwärme zur Stromproduktion genutzt wird. "Auf diese Weisen können wir den Ausstoß von Stickoxiden um 92 Prozent gegenüber Marinediesel reduzieren", freut sich Bjarke Sommerlund, Chefingenieur der MS Bergensfjord. Die CO2-Emissionen können um bis zu 25 Prozent reduziert werden. Vorteile bietet der LNG-Antrieb des Motors auch durch das geringere Geräusch und fehlende Rußverschmutzungen, wie ein Rundgang durch den Maschinenraum der Kreuzfahrtfähre zeigte. (hcn)