Gas

Neues Tool ermittelt Wasserstoffbedarf für Stadtwerke und Regionen

Lohnt es sich, für ein kommunales Unternehmen in Wasserstoff zu investieren? Hilfe bei der Entscheidung gibt ein neues Werkzeug. Entwickelt wurde es von Fraunhofer IEE, das mit den Städtischen Werken Kassel kooperiert.
25.10.2022

Unter anderem im Bereich der Mobilität könnte Wasserstoff eingesetzt werden.

Habe ich als Stadtwerk einen signifikanten Wasserstoffbedarf in meinem Betrachtungsraum bzw. wie sieht das zukünftige Potenzial aus? Antworten auf diese Frage gibt ein neues Werkzeug, das einen bottom-up-Ansatz verfolgt und vom Fraunhofer IEE in Kooperation mit den Städtischen Werken Kassel entwickelt wurde. Die systematische und skalierfähige Methodik erlaubt es laut einer Pressemitteilung der Städtischen Werke, über einen niederschwelligen Einstieg und frei verfügbare Daten den regionalen aktuellen und perspektivischen Wasserstoffbedarf für die Sektoren Mobilität und Industrie zu ermitteln.

Die Methodik wurde demnach so konzipiert, dass sie einfach, adaptierbar und skalierbar sowie über frei zugängliche Daten funktioniert. Für die Zukunftsprognosen wurde auf den aktuellen Stand der Entwicklungen in der Politik und der Wirtschaft gesetzt, auch diese Prognosen sind frei modifizierbar. Eine Validierung der Erkenntnisse wurde über eine großangelegte Umfrage vorgenommen.

Wärmeerzeugung nicht im Blick

Wasserstoff als Raumwärme wurde dabei ebenso wenig betrachtet wie der Einsatz von Wasserstoff als Speichermedium oder zur Rückverstromung. Jeder Anwender kann dies nach Angaben der Städtischen Werke aber in seine Betrachtungen einbeziehen.

Das Ergebnis für Kassel: 2040 besteht in der Betrachtungsregion Kassel ein Wasserstoffbedarf in Höhe von 4800 Tonnen pro Jahr. Um diesen mit einer Elektrolyse zu erzeugen, werden zirka 250.000 MWh grüner Strom benötigt. Unter der Annahme, dass die Windenergie in Kassel rund 2900 Vollaststunden aufweist, wäre also ein zusätzlicher Windpark mit einer installierten Leistung in Höhe von 85 MW notwendig, um den Bedarf regional zu decken. Eine PV-Anlage zur Erzeugung des grünen Stroms für die Elektrolyse bräuchte unter der Annahme von ca. 1100 VLS eine installierte Leistung in Höhe von 230 MW.

Als Entscheidungshilfe nutzen

Am Beispiel der Region Kassel wurde die Methodik erstmalig angewendet und erprobt. Sie ermöglicht eine auf frei verfügbaren Daten basierende Einschätzung der aktuellen und künftigen Wasserstoffbedarfe, die wiederum als Grundlage für weitreichende strategische Entscheidungen dienen.

Die neu entwickelte Methodik lässt nach Überzeugung der „Macher“ eine Bewertung der Region zu und kann die Hemmschwelle für Entscheidungsträger herabsetzen, in eine regionale Wasserstoffwirtschaft einzusteigen. Sie ist leicht auf andere Regionen übertragbar und ihre Ergebnisse können als erste Indikation genutzt werden, heißt es aus Kassel. (amo)