Gas

Power to Gas für Energiewende unverzichtbar

Der DVGW stellt zur GAT eine Metastudie zu Power to Gas vor. Schon jetzt sollte die Technologie ausgebaut werden. Schließlich sind sektorübergreifende Energieflüsse für die Zukunft notwendig. Es fehlen aber noch die Anreize für den Ausbau.
24.10.2018

Das Diagramm zeigt die von den unterschiedlichen Studien prognostizierte installierte Gaskraftwerkskapazitäts im Jahr 2050.

Die Gasbranche bewertet die jüngsten Vorstöße von Amprion und Open Grid Europe sowie von Tennet, Gasunie und Thyssengas zur Planung großer Power-to-Gas(PtG)-Anlagen als ein positives Signal. Der erste Schritt zur Realisierung von Power to Gas sei die Konversion von Gas- und Strombranche, erklärte Michael Riechel, Präsident des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Vorsitzender des Vorstandes der Thüga AG bei einem Pressegespräch anlässlich der GAT 2018.  Dieser Schritt sei jetzt erfolgt. Nun müsse auch noch eine Art von Konversion der Energiebranche und Politik kommen. Ziel müsse es sein, der Politik Lösungen anzubieten.

Generell schätzt Riechel die Haltung der Politik hinsichtlich Gaslösungen für die Zukunft der Energiewelt als positiv sein. Dies war vor Jahren schon einmal viel schlechter.  Auch DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke stellte gerade auf europäischer Ebene ein Umdenken fest. Es werde jetzt vor allem an hybriden Lösungen gearbeitet, über Sektoren hinweg, das Silodenken habe man mittlerweile abgelegt.

Anreize nötig, um zu investieren

Power to Gas sei ein ganz wichtiges Element für die Sektorkopplung, so Riechel. Mit den 37 PtG-Projekten habe die Branche die Technologie weiterentwickelt und die Koppelstellen ausfindig gemacht, wo solche Anlagen sinnvoll installiert werden. Doch der dritte Aspekt, das Umsetzen solch Projekte in einem „Business-Case“ lasse noch auf sich warten. Es seien aber Anreize nötig, um zu investieren, machte Riechel deutlich. Die Frage, wer nun Betreiber solcher Anlagen werde, sei im Moment eigentlich noch zu früh gestellt.

Der DVGW geht bis in Jahr 2050 von einer notwendigen Kapazität von 40 GW an Power-to-Gas-Anlagen aus. Für den Aufbau der Strukturen seien Instrumente wie eine Quote oder auch Reallabore denkbar, erklärte DVGW-Vorstandsvorsitzender Linke.

Metastudie vorgestellt

Anlässlich der GAT hat der DVGW eine Metastudie zu allen bislang erschienen zehn Studien zu PtG vom Beratungsinstitut Ecofys erstellen lassen. Will die Bundesregierung ihr Klimaziel erreichen und Deutschland bis 2050 annähernd klimaneutral gestalten, wird der Einsatz von grünem Gas ab 2030 unverzichtbar sein, so das Ergebnis. Nur rund 20 Prozent des bundesweiten Energiebedarfs können über Strom gedeckt werden, der Rest wird über stoffliche Energieträger bereitgestellt.

Wichtig sei, die bestehenden Gaskraftwerke nicht aus dem Markt drängen zu lassen, da sie das Rückgrat des künftigen Energiesystems bilden. Immerhin 30 GW GuD-Kraftwerksleistung sind in Deutschland derzeit installiert, der Großteil davon liege bislang brach. In Anbetracht des schwankenden Angebots an Wind- und Sonnenstrom brauche es diese Leistung als Backup. Dafür müsse aber die Wirtschaftlichkeit garantiert werden.

Stärkere Technologieoffenheit lohnt sich

Auch in Sachen Netzausbau und Wirtschaftlichkeit würde sich eine stärkere Technologieoffenheit lohnen, betont die Metastudie. Mittels PtG werden Gase zum Zwischenspeicher für Strom, was die Netze flexibilisiere und auch bei einem schwankenden Energieangebot stabil halte. Zudem würden die Stromnetze beim Switch zum Gas von zusätzlicher Last befreit. Vor allem im Gebäudebereich können Strom und Wärme durch eine KWK-Anlage über die vorhandene Gasinfrastruktur bereitgestellt werden. Der Stromnetzausbau würde dadurch deutlich geringer ausfallen. Insgesamt könnten unter anderem dadurch rund 400 Mrd. Euro bis ins Jahr 2050 gespart werden. (al/ls)