Gas

Stralsunder Forscher produzieren erstmals flüssigen Windstrom

Forscher der Hochschule Stralsund haben es erstmals geschafft, ohne "Umwege" Methanol aus Wasserstoff und Kohlendioxid herzustellen. Nach Einschätzung der Forscher ergeben sich daraus für Wasserstoff als Energieträger neue Anwendungsmöglichkeiten mit einem globalen Markt.
24.06.2020

Durchbruch nach zwei Jahren Arbeit: Johannes Gulden, Leiter des Instituts für Regenerative EnergieSysteme, und Christian Schweitzer, bse Engineering-Geschäftsführer

Wissenschaftlern des Instituts für Regenerative EnergieSysteme (IRES) der Hochschule Stralsund ist erstmals die direkte Produktion von Methanol aus Wasserstoff und Kohlendioxid gelungen. Damit steht fest, dass es Möglichkeiten gibt, die aus Wasserstoff gewonnene Energie ohne kostspielige und aufwendige Pufferspeicherung in Methanol zu überführen. Nach Einschätzung der Forscher ist dem Einsatz von Wasserstoff als Energieträger im Transportsektor und anderen großen Wirtschaftsbereichen damit die größte Hürde genommen. "Damit erschließen wir dem Wasserstoff als Energieträger ein neues Anwendungsfeld mit globalem Markt", sagt IRES-Leiter Johannes Gulden.

Möglich gemacht hat es eine hauseigene Methanol-Synthese-Anlage, mit der die Energiegewinnung und Energiespeicherung direkt von der Elektrolyse von Windstrom auf die Synthese überführt werden kann.

Zwei Jahre harte Arbeit

Die Projektpartner haben lange auf diesen Erfolg hingearbeitet. "Nach zwei Jahren Konstruktion und Bau läuft die Anlage jetzt. Das ist ein großer Schritt für diese Art der Energiespeicherung", erläutert Andreas Sklarow, Ingenieur am IRES.

Flüssiges Methanol kann als Energieträger gefahrlos transportiert und gelagert werden. Als zentrale Grundchemikalie der Industrie ist es auch als Kraftstoff für die direkte Verbrennung in Motoren einsetzbar und kann auf eine etablierte Anwendung in der Industrie zurückgreifen. Wie die Forscher betonen, ist die Umwandlungsmöglichkeit von Wasserstoff zu Methanol so wichtig. Power-to-Methanol hat im Vergleich zu Power-to-Methan ein besseres C-H-Verhältnis. Dies reduziert die Investitionskosten bei der Elektrolyse um 25 Prozent.

Neue Möglichkeiten für den Transport

Konkret bedeutet das, dass durch die nun gewonnene Möglichkeit des problemlosen Transports von Energie über Methanol, der in Mecklenburg-Vorpommern produzierte Strom auch in Bayern genutzt werden kann und überschüssig produzierter Strom von Windkraftanlagen für die Rückverstromung bereitgestellt werden kann, führen die IRES-Wissenschaftler aus. Eine Anpassung der Infrastruktur in der Energiebranche sei nicht notwendig, da Methanol als etablierter Energieträger bereits umfangreich zum Einsatz komme.

Auch Christian Schweitzer, Geschäftsführer der am Projekt beteiligten bse Engineering Leipzig GmbH, freut sich über den Erfolg."Die Energiewende kann uns gelingen, wenn wir die vorhandenen und teilweise ungenutzten Ressourcen Strom und Kohlendioxid dazu verwenden in der vorhandenen Infrastruktur fossile Energieträger zu ersetzen." (amo)