Gas

Studie: Erdgasverbrauch in Deutschland muss stark sinken

Wasserstoff werde Erdgas aufgrund der hohen Kosten nicht annähernd ersetzen können, heißt es in der Analyse des Öko-Instituts. Vom Erdgasnetz werde nur ein Bruchteil übrigbleiben.
23.02.2024

Deutschland will weg vom Erdgas – aber so einfach ist das gar nicht.

Die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Klimaschutzziele erfordert es, den Erdgasverbrauch in Deutschland in allen Sektoren rasch abzusenken. Das zeigt die neue Metastudie „Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“ des Öko-Instituts im Auftrag von GasWende. Die Forscher haben für die Analyse aus fünf großen Klimaneutralitätsstudien sieben Szenarien vergleichend ausgewertet. Demnach sinkt in den nächsten zehn Jahren je nach Szenario die Erdgasnutzung um 28 bis 63 Prozent.

„Der Erdgasverbrauch muss in den nächsten Jahren stark zurückgehen, Wasserstoff wird jedoch aus Kostengründen nur einen Bruchteil des Erdgases ersetzen. Statt 600.000 Kilometern Erdgasnetz werden wir in Zukunft nur noch wenige 10.000 Kilometer benötigen, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren. Die meisten Leitungen, insbesondere die in die Wohngebiete, können dann stillgelegt werden. Kostspielige Umrüstung auf Wasserstoff lohnt hier also nicht. Für die meisten Kommunen und Stadtwerke würde Wasserstoff zur teuren Falle“, warnt Tina Loeffelbein, Projektleiterin der GasWende, in einer Pressemitteilung.

Absage an Wasserstoff im Wärmemarkt

Die Metastudie zeigt auf, wie der Erdgasverbrauch in den einzelnen Sektoren bis 2045 reduziert wird. Im Gebäudesektor sind sich die Studien einig: Weder Erdgas noch Wasserstoff werden künftig für die dezentrale Beheizung von Gebäuden zum Einsatz kommen. Erdgas deckt hier bislang etwa 50 Prozent der Erzeugung von Warmwasser und Heizung ab, diese Nutzung werde stetig abnehmen.

„Deutlich wird in unserer Analyse, dass Wasserstoff in den Heizungskellern keine relevante Rolle spielen wird. Dieser muss für die Sektoren zur Verfügung stehen, die keine andere Möglichkeit haben, klimaneutral zu werden“, betont Tilman Hesse, Projektleiter am Öko-Institut. Die Auswertung hat ergeben, dass Wasserstoff überwiegend im Industrie- und Energiesektor zum Einsatz kommen wird.

Wasserstoff als teures Gut

Ein Grund dafür sind die hohen Kosten. Wasserstoff wird laut der Analyse etwa fünf- bis siebenmal so teuer sein wie Erdgas und ist damit im Vergleich zu Wärmepumpen oder anderen Versorgungsoptionen im Gebäudesektor nicht konkurrenzfähig.

Die Szenarien weisen große Unterschiede bei der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft auf. Deutlich wird aber auch: Mit einiger Anstrengung kann es gelingen, die 223 Terawattstunden Erdgas, die 2020 noch in diesem Sektor zum Einsatz kamen, bis 2040 auf null zu reduzieren.

Effizienzanstrengungen, direkte Elektrifizierung und grüner Wasserstoff sind laut der Analyse die zentralen Hebel, um im Industriesektor bis 2045 vollständig auf Erdgas zu verzichten. (amo)