Gas

Verbände fordern Wasserstoff-Turbo

Deutschland soll zum H2-Leitmarkt werden, doch andere Länder sind längst enteilt. DWV und DVGW schlagen nun konkrete Maßnahmen vor, um den Abstand aufzuholen.
13.10.2022

Mit konkreten Maßnahmen soll die Politik den Wasserstoff-Hochlauf vorantreiben, fordern Verbände. (Symbolbild)

Der Gesetzgeber sollte ein gesetzliches Ziel zur THG-Minderung der in den Verkehr gebrachten Gasen gegenüber dem heutigen Referenzwert "Erdgas" im Ordnungsrahmen verankern. Das ist eine der Forderungen des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes (DWV) und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) aus einem aktuellen Positionspapier. Dies gebe Investoren und nachgeordneten Behörden Orientierung, heißt es.

Zudem müsse das bislang im Koalitionsvertrag verankerte Elektrolyseziel von 10 Gigawatt (GW) bis 2030 zügig mit einem Förderinstrument hinterlegt werden. Dazu sollte der Gesetzgeber verbindliche Mengen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff national und europäisch für den Betrieb über 20 Jahre ausschreiben, argumentieren die Verbände.

Biogasanlagen für Methanisierung aufrüsten

Darüber hinaus sollen Genehmigungsverfahren für Elektrolyseure beschleunigt werden. Auch bestehende Biogasanlagen sollten, wo es sinnvoll ist, machbar für die Methanisierung aufgerüstet und an das Gasnetz angeschlossen werden, heißt es weiter.

Die Spitzenverbände fordern zudem, dass das Förderprogramm H2Global4 Europe kurzfristig die grüne Wasserstoffproduktion über die Installation von Windkraftanlagen anreizen sollte. H2Global sei ein rechtlich geprüftes Instrument nach dem Grundprinzip der "Carbon Contracts for Difference", das unter den gegebenen Bedingungen zügig auf den deutschen und europäischen Markt anzupassen sei.

Kosten mit dem Staat teilen

Weitere Maßnahmen seien eine H2-Quote für die öffentliche Hand sowie ein transparentes und wirtschaftliches Bilanzierungsverfahren, um Herkunftsnachweise auszustellen. Für die Entwicklung des H2-Netzes aus dem bestehenden Gasnetzes brauche es außerdem bestimmte Entflechtungsvorgaben, etwa zwischen "Fernleitung" und "Verteilung" zu unterscheiden.

Bei den Kosten schlagen die Spitzenverbände vor, diese zwischen Erdgas- und Wasserstoffnutzern sowie dem Staat aufzuteilen. Die Bundesregierung solle sich auf EU-Ebene für die Bildung gemeinsamer Entgelte für Erdgas und Wasserstoff oder ähnlich schnell wirksame Systeme einsetzen.

Kosten für Umrüstung im Verteilnetz

Im Verteilnetz müssen die Betreiber einzelne Komponenten und Leitungen erneuern oder austauschen. Die Kosten für müssten regulatorisch anerkannt werden, schlagen DWV und DVGW vor.

Import aus dem Ausland

Auf der Ebene des überregionalen Transports sollten Leitungen im Zielszenario für reinen Wasserstoff genutzt werden, um Regionen mit einem hohen erneuerbaren Energieaufkommen mit Verbrauchsschwerpunkten zu verbinden. In der Hochlaufphase könne die Beimischung von Wasserstoff in das bestehende Erdgastransportnetz eine schnelle Möglichkeit für den Import erster erneuerbarer Energiemengen sein, heißt es weiter.

Sowohl für reinen als auch beigemischten Wasserstoff müsse daher die Erstellung von Herkunftsnachweisen zugelassen werden, heißt es in dem Papier weiter. Unterstützend solle das EEG dahingehend ergänzt werden, dass die vorgesehene Ausschreibung von bis zu 20 Prozent der jährlichen EE-Leistungen im europäischen Ausland und die damit erzeugten Energiemengen in Form von reinem oder beigemischten Wasserstoff nach Deutschland importiert werden können.

Grünen Wasserstoff als Dekarbonisierung im Gebäude anerkennen

Der 65-Prozent-EE-Vorgabe für neue Heizungen sollte darüber hinaus eine gleichberechtigte Erfüllungsoptionen entgegengestellt werden. Maßgeblich sei allein die Erreichung der Klimaziele, so die Verbände, weshalb die Diskriminierung einzelner Technologien im Ordnungsrecht abzulehnen sei. Als Erfüllungsoption sollte analog zu den Transformationsplänen für Wärmenetze auch das Vorliegen eines Gasnetzgebietstransformationsplans
(GTP) anerkannt werden.

Weiterhin solle grüner Wasserstoff als eine Option für die Dekarbonisierung der Gebäudewärme im Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) verankert und dort unter Berücksichtigung herstellungsbedingter Emissionen mit einem Primärenergiefaktor von 0,06 versehen werden. Auch brauche es für den Einbau von H2-ready-Heizungen ein passendes Förderregime. Eine Finanzierung sei etwa über die Einnahmen der CO2-Bepreisung für Erdgas möglich (BEHG). (jk)

Das Positionspapier finden Sie hier