Verivox: Gaspreise steigen im Schnitt um 21 Prozent, Strompreise um sieben Prozent
Ab dem Jahreswechsel müssen Millionen von Haushaltskunden deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. Die Vergleichsportale Check24 und Verivox berichteten am Freitag von mehreren hundert Gas- und Stromversorgern, die vor allem ihre Grundversorgungstarife erhöhen wollen. Bis zum vergangenen Samstag mussten die Unternehmen Erhöhungen zum Jahreswechsel angekündigt haben - sechs Wochen vor dem Stichtag.
Laut Verivox haben seit Juli insgesamt 463 Gasversorger die Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt, im Durchschnitt um 21 Prozent. Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeute dies Mehrausgaben von 305 Euro im Jahr. Rund 3,9 Millionen Haushalte seien davon betroffen. Check24 kommt auf anderer Datengrundlage auf eine jährliche Mehrbelastung von im Schnitt 369 Euro.
Knapp die Hälfte der Wohnungen wird mit Gas beheizt
Nach Angaben der Bundesnetzagentur gibt es in Deutschland derzeit 684 Gasversorgungsunternehmen, die Haushaltskunden beliefern. Demnach beziehen noch rund 17 Prozent aller Haushalte eine Gasgrundversorgung. Das bedeutet, dass sie weder den Lieferanten gewechselt noch beim örtlichen Grundversorger einen Tarifwechsel vorgenommen haben. Der Behörde zufolge konnten Haushaltskunden 2020 im Durchschnitt zwischen 113 Gaslieferanten wählen. In Deutschland gibt es rund 42,8 Millionen Wohnungen (Stand 2020). Knapp die Hälfte wird mit Gas beheizt.
Beim Strom liegen die Angaben der beiden Portale näher beieinander. Demnach wollen mehr als 190 Unternehmen wiederum vor allem in der Grundversorgung ihre Preise erhöhen oder haben schon erhöht, im Schnitt um 7 (Verivox) beziehungsweise 9 Prozent (Check24).
Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden bedeutet dies laut Check24 Mehrausgaben von 146 Euro pro Jahr. Rund 1,6 Millionen Haushalte seien davon betroffen. Laut Check24 gibt es in Deutschland 831 Stromgrundversorger. Der Netzagentur zufolge konnten Haushaltskunden 2020 in ihrem jeweiligen Netzgebiet im Durchschnitt zwischen 142 Stromanbietern wählen.
Mehr als 20 Unternehmen senken den Strompreis um gut zwei Prozent
Nicht alle Stromanbieter erhöhen die Preise. Unter anderem wegen der zum Jahreswechsel sinkenden EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom konnten mehr als 20 Unternehmen die Preise um gut 2 Prozent senken. Dies wird rund einer Million Haushalten zugute kommen. Strom beziehen laut Netzagentur rund 25 Prozent der Haushalte im Grundversorgungstarif.
«Der Energiemarkt steht Kopf, und bei vielen Verbrauchern landen drastische Preiserhöhungen im Briefkasten oder Maileingang», sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding. «In diesem Jahr sollten Verbraucher daher besonders aufmerksam die Post des Energieversorgers lesen und reagieren.»
Allerdings herrsche auch bei den Vermittlungsportalen ein Ausnahmezustand. «Denn auf den vorderen Plätzen sind keine Schnäppchen mehr zu finden, sondern bestenfalls Übergangstarife, um noch Schlimmeres zu verhindern.» Bei einem Wechsel sollten Kunden daher auf kurze Vertragslaufzeiten achten und eine frühestmögliche Kündigung im Kopf behalten. (dpa/hoe)