Gas

VNG und Salzgitter kooperieren im Bereich Grüne Gase

Gemeinsam mit zwei Fraunhofer-Einrichtungen haben der Leipziger Energiekonzern und das Stahlunternehmen in einer Machbarkeitsstudie die Wirtschaftlichkeit einer Versorgung mit pyrolytisch erzeugtem Wasserstoff und Biomethan untersucht.
31.08.2020

Es gibt viele Wege zum Wasserstoff - einer davon ist die Pyrolyse.

Die VNG AG und die Salzgitter AG werden gemeinsam den Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff und Biomethan für die Stahlherstellung im Werk der Salzgitter Flachstahl GmbH im niedersächsischen Salzgitter prüfen. Das geht aus einer Mitteilung der VNG hervor.

Demnach wollen die Projektpartner das integrierte Hüttenwerk mit in Mitteldeutschland produziertem türkisem Wasserstoff über eine Pipeline versorgen. In einem ersten Schritt wurde zunächst die Wirtschaftlichkeit mittels einer Machbarkeitsstudie bewertet. Diese wurde gemeinsam mit der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG sowie dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI durchgeführt. Im Fokus stand dabei der mögliche Einsatz des Pyrolyseverfahrens für die Wasserstofferzeugung.

IEG: Pyrolyse kann wettbewerbsfähig sein

Nach Einschätzung von IEG-Chef Mario Ragwitz können die Gestehungskosten des Wasserstoffs aus dem Pyrolyseverfahren gegenüber der Elektrolyse wettbewerbsfähig sein. Zudem habe sich gezeigt, dass das Verfahren hilfreich bei der emissionsarmen Wasserstoffbereitstellung sein könne. „Voraussetzung ist jedoch, dass die technologischen Herausforderungen der Pyrolyse zeitnah gelöst, gute Verwendungsmöglichkeiten für den anfallenden Kohlenstoff gefunden und Methan-Emissionen entlang der gesamten Prozesskette nachvollziehbar begrenzt werden“, so Ragwitz weiter.

Untersucht wurde die Wirtschaftlichkeit des großindustriellen Einsatzes des Pyrolyseverfahrens unter Berücksichtigung verschiedener politischer Rahmenbedingungen und notwendiger Investitionen für die Pyrolyseanlage, die Transportwege und die Nutzung eines Speichers. Die Szenarien unterschieden sich in einer Variation des CO2-, Strom- und Gaspreises sowie der Biogasnutzung. Zudem wurde ein Vergleich zur reinen Erdgasnutzung oder dem Einsatz des Elektrolyseverfahrens für die Wasserstoffherstellung mit in Deutschland produziertem Strom gezogen. Ferner spielte auch die Einbettung Salzgitters in ein zukünftiges Wasserstoffnetz eine Rolle. 

VNG fordert Technologieoffenheit

„Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Versorgung des Standortes Salzgitter mit grünen Gasen trotz des zu erwartenden hohen Bedarfs an Wasserstoff technisch und wirtschaftlich möglich ist“, sagte Cornelia Müller-Pagel, die bei der VNG den Bereich „Grüne Gase“ leitet. „Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit brauchen wir beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft jedoch kurz- und mittelfristig eine noch stärkere Technologieoffenheit, auch bei der Förderpolitik. Neben grünem Wasserstoff sollte künftig auch blauer und türkiser Wasserstoff eine gleichberechtigte Rolle spielen.“

Um die unterschiedlichen Herstellungsmethoden von Wasserstoff künftig besser hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit vergleichen zu können, plädiert Müller-Pagel zudem für ein möglichst einheitliches Monitoring- und Zertifizierungssystem, das in der gesamten EU zum Einsatz kommen sollte.

Stahlindustrie braucht staatliche Unterstützung

Die Salzgitter AG versucht seit einiger Zeit, mithilfe von Wasserstoff den CO2-Ausstoß signifikant zu reduzieren. Aufgrund der Größe der Herausforderung und der enormen Kosten brauche es dazu allerdings staatliche Unterstützung, sagt das Unternehmen. Kurzfristig sollte auch Erdgas eingesetzt werden. Dies würde bereits CO2-Einsparungen von über 60 Prozent im Vergleich zur konventionellen Route erzielen.