Gas

Wasserstoff aus der Prignitz: Enertrag investiert 200 Mio. Euro

Im Gewerbepark Prignitz-Falkenhagen soll eine Elektrolyseanlage mit 130 MW Leistung errichtet werden. Der Landkreis hofft, dass die Investition die gesamte Region nach vorne bringt.
04.09.2023

Das Land Brandenburg setzt intensiv auf Wasserstoff.

Enertrag will gemeinsam mit dem Landkreis Prignitz im Gewerbegebiet Prignitz-Falkenhagen Wasserstoff produzieren.

Das Unternehmen spricht von einem Meilenstein bei der Umsetzung der Wasserstoffstrategie Brandenburgs, Deutschlands und Europas, indem sie einen Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab bereitstelle. 

Das ehrgeizige Vorhaben ist eines der ersten seiner Art in Brandenburg und umfasst den Bau einer Elektrolyseanlage mit 130 MW Leistung auf einem rund 8,6 Hektar großen Areal im südöstlichen Teil des Gewerbeparks Prignitz-Falkenhagen. Geplant ist die Ausweisung einer Industriefläche, auf der die Wasserstoffproduktion sowie ein lokales Umspannwerk errichtet werden sollen. Mit dem Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans „Gewerbepark Prignitz Energieumwandlung“ sei ein erster wichtiger Meilenstein für die erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens erreicht worden. Die Inbetriebnahme ist für Mitte bis Ende 2027 vorgesehen. 

Sehr gute Ausgangsbedingungen

Landrat Christian Müller zeigt sich begeistert von den Plänen. Es handele sich um ein großartiges innovatives Projekt im Bereich der erneuerbaren Energien, das, etwa über das Abfallprodukt Wärme, auch der ganzen Region zugutekommen und sie gerade beim Thema grüner Wasserstoff, aber auch in Sachen Nachhaltigkeit ganz nach vorne bringen werde, ist der Kommunalpolitiker überzeugt.  

Die Bedingungen im Gewerbepark Prignitz seien dafür hervorragend, zumal die anliegende Ontras-Gasleitung komplett auf Wasserstoff umgestellt werden könne. Die Hoffnung besteht, dass dies auch Signalwirkung für weitere Ansiedlungen im Gewerbepark Prignitz hat. Hier gebe es eine sehr gute Kooperation mit der Stadt Pritzwalk, wo man sich ebenfalls über die Neu-Ansiedlung freut. Pritzwalks Bürgermeister Ronald Thiel hofft darauf, Vorreiter in Sachen Energiewende zu werden. 

Neue Arbeitsplätze in der Region

Der Gewerbepark Prignitz-Falkenhagen, in dem die Anlage errichtet wird, zeichnet sich durch seine strategische Lage im Nordwesten des Landes Brandenburg an der Bundesautobahn A24 aus. Michael Drantmann, zuständiger Projektleiter bei Enertrag, ist überzeugt vom neuen Standort: "Mit einem hohen Potenzial an erneuerbaren Energien und der direkten Nähe zur doing hydrogen Pipeline bietet der Standort ideale Voraussetzungen für eine grüne Wasserstoffproduktion". Maßgeblich beteiligt bei der Suche nach einer geeigneten Fläche und bei der Kontaktaufnahme zum Landkreis, der Stadt und den benachbarten Unternehmen im Gewerbepark war die Wirtschaftsfördergesellschaft Prignitz.  

Die geplante Investition von 150 bis 200 Millionen Euro beinhaltet die Schaffung von etwa 20 permanenten Arbeitsplätzen plus externe Gewerke (Logistik, Zulieferer etc.), die während der Bauphase von mehr als 50 weiteren Arbeitsplätze ergänzt werden.

Zusammenschluss verschiedener Industriepartner

Zusätzlich zu seinem wirtschaftlichen Beitrag ist dieses Projekt ein integraler Bestandteil des Verbundprojektes doing hydrogen, welches die Umwidmung eines Teils der Ontras-Gasnetzinfrastruktur hin zu einem 100%-Wasserstoffnetz zum Ziel hat und so den Grundstein für ein flächendeckendes Wasserstoffnetz in Ostdeutschland und darüber hinaus legen soll. Der Zusammenschluss verschiedener Industriepartner verbindet H2-Projekte in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu einem leistungsfähigen Wasserstoff-Hub.

Ein Teil des im Gewerbepark Prignitz-Falkenhagen produzierten Wasserstoffs soll vom Industrieprojekt Concrete Chemicals in Rüdersdorf bei Berlin abgenommen werden. Der Wasserstoff soll dazu in die doing hydrogen Pipeline eingespeist werden, die auch andere Abnehmer zwischen Rostock, Leipzig und Eisenhüttenstadt versorgen kann. Weitere regionale und lokale Abnehmer können über eine Abfüllstation und über Trailer beliefert werden. 

Eine der Schlüsselinnovationen dieses Projekts sind strategische Partnerschaften, um alle Aspekte der Technologie voll auszunutzen. Eine davon ist die Partnerschaft mit Deliscious Vertical Farming im Gewerbepark Prignitz-Falkenhagen, bei der geplant ist, die Abwärme aus der Elektrolyse für die Wärmeversorgung im Winter und die Kühlung im Sommer für den Anbau von Salat zu nutzen. Diese nachhaltige Nutzung der Abwärme trägt nicht nur zur Effizienzsteigerung der Elektrolyseanlage bei, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zur Klimaneutralität der angrenzenden Salatproduktion. (amo)