Gas

Weiter Widerstand gegen LNG-Terminal auf Rügen - Brief an Bundestag

Für den Bau des umstrittenen Flüssigerdgas-Terminals auf Rügen scheinen alle rechtlichen Hürden ausgeräumt. Doch die Gegner geben nicht klein bei.
07.11.2023

Die Baustelle für das LNG-Terminal vor der Küste Rügens ist groß, genauso wie der Widerstand gegen die Anlage. Dennoch soll das Terminal schon nächstes Jahr in Betrieb gehen.

Die Gegner des Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Mukran auf Rügen sehen sich durch die Entwicklungen auf dem Gasmarkt in ihrer Ablehnung bestätigt und fordern, das Projekt sofort zu stoppen. «Die Notwendigkeit eines LNG-Terminals auf Rügen ist de facto nicht mehr gegeben», heißt es in einem Brief, den der Bürgermeister des Badeortes Binz, Karsten Schneider, am Dienstag an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages richtete. Mitunterzeichner ist Tourismusdirektor Kai Gardeja.

In dem Schreiben verweist der Kommunalpolitiker, der zu den entschiedensten Kritikern des Terminalbaus auf der Ferieninsel gehört, auf volle deutsche Gasspeicher zu Beginn der Heizsaison. Die Bundesnetzagentur bewerte die nationale Gasversorgungssicherheit als stabil. «Es herrscht in Deutschland keine Gaskrise (mehr)», urteilen die Verfasser des Briefs. Zudem sei davon auszugehen, dass die in Aussicht gestellte Fertigstellung des Terminals noch «in der Heizperiode 2023/2024 kaum mehr gelingen wird», heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben.

Auslastung nach wie vor fragwürdig

Schneider erinnert an Gutachten, in denen Experten nicht erforderliche Überkapazitäten durch den Bau weiterer LNG-Terminals prognostiziert hätten. Bestehende Terminals seien in diesem Jahr bisher nur zu 58 Prozent ausgelastet gewesen. In dem Schreiben wird das auf Rügen geplante LNG-Terminal als «Symbol einer faktenfremden, demokratieschädigenden und umweltfeindlichen Politik» bezeichnet. Der Verband der Speicherbetreiber (Ines) schloss am Dienstag nicht aus, dass in diesem Winter bei sehr niedrigen Temperaturen Ende Januar ein Mangel an Gas bestehen könnte.

Schneider führte aus, der Bundestag habe im Sommer mit der Aufnahme Rügens in das LNG-Gesetz den Weg für das Terminal in Mukran freigemacht. «Angesichts der erheblichen Kollateralschäden, die das Vorhaben jetzt schon verursacht hat und noch verursachen wird, möchten wir Sie freundlichst auffordern, Ihre Entscheidung zu überdenken und zu korrigieren. Ein Umsteuern würde jetzt noch die Chance bieten, das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen und die doch offensichtlich entstehenden und irreparablen Probleme, die die Menschen, die Natur und die Demokratie ereilen werden, abzuwenden», appellieren die Verfasser an die Abgeordneten.

Starttermin soll gehalten werden

Nach Darstellung der Investoren sind bislang keine Verzögerungen beim Bau des Flüssigerdgas-Terminals an Rügen Ostküste zu erwarten. Bei der Deutschen Regas, die das Terminal betreiben soll, hieß es, man gehe weiter von einem Start im kommenden Winter aus. Der Gasnetzbetreiber Gascade betonte jüngst, «unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, die mechanische Fertigstellung» der Anbindungspipeline zum Jahresende 2023 zu erreichen. Der Bau der Anbindungspipeline durch die Ostsee von Mukran nach Lubmin ist genehmigt. Für das Terminal selbst wird es keine Umweltverträglichkeitsprüfung geben.

Terminals zum Import von per Schiff geliefertem LNG sollen die Gasversorgung Deutschlands und anderer Länder absichern, nachdem Russland die Versorgung per Pipeline im vergangenen Jahr eingestellt hat. Bereits in Betrieb sind Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel an der Nordsee sowie in Lubmin. (dpa/lm)