Gas

"Wir müssen kritisch mit dem Methanschlupf umgehen"

Die Green Gas Initiative (GGI) hat eine Studie in Auftrag gegeben, die das Potenzial der europäischen Gasinfrastruktur zum Erreichen der Pariser Klimaziele bewertet. Für Deutschland gibt es solche Studien schon. Wer die Studie schreibt, wann sie fertig sein soll:
22.06.2018

Die Verdichterstation des Ferngasnetzbetreibers Ontras in Bobbau zwischen Dessau-Roßlau und Bitterfeld-Wolfen (Ausschnitt aus einem Imagefilm von 2016).

Frontier Economics wird für die Green Gas Initiative (GGI), einen europäischen Zusammenschluss von sieben Ferngasnetzbetreibern (FNB), in einer Studie die Rolle der Ferngasinfrastruktur in einer dekarbonisierten Welt skizzieren. Dabei soll das Analyseunternehmen Fallbeispiele aus führenden Energiewende-Ländern darstellen und Empfehlungen für die Gasmarktregulierung abgeben. Dies berichtet eines der GGI-Gründungsmitglieder, die VNG-Tochter Ontras aus Leipzig, von einem GGI-Spitzentreffen am Rande der Jahreskonferenz von Gas Infrastructure Europe (GIE) vergangene Woche in Bukarest.

Eine solche Studie hatte Frontier Economics zusammen mit anderen Studienautoren bereits vorigen September für die deutschen FNB veröffentlicht. Gas und Power-to-Gas-Lösungen sind demnach volkswirtschaftlich um 269 Mrd. Euro günstiger als das Ende des konventionellen Erdgases in Deutschland, Power-to-Gas und Stromspeicherlösungen.

Ähnlicher Tenor in anderen nationalen Studien

Ahnliche (Zwischen-)Ergebnisse zeigen auf nationaler Ebene die "Leitstudie integrierte Energiewende" der Deutschen Energie-Agentur (Dena), die Studie "Energiemarkt 2030 und 2050 – Beitrag von Gas- und Wärmeinfrastruktur zur CO2-Minderung" für den FNB Open Grid Europe sowie die Versorger Gelsenwasser und Rheinenergie sowie die Studie "Klimapfade für Deutschland" für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).

Neue Arge "CO2-Fußabdruck"

Sieben Ferngasnetzbetreiber von Schweden bis zur Schweiz hatten sich mit der Selbstverpflichtung zur GGI zusammengeschlossen, dass ihre Transportleistung bis 2050 klimaneutral wird. Treibhausgase stoßen sie vor allem durch die Verdichtertätigkeit (CO2) und den Methanschlupf (CH4) aus. Aus der Infrastruktur entweichendes Erdgas/Methan ist mindestens 21 Mal klimaschädlicher als CO2. Die GGI hat jetzt eine weitere Arbeitsgruppe namens "CO2-Fußabdruck" eingerichtet. Sie soll die Berechnung der diesbezüglichen Emissionen vereinheitlichen und Minderungslösungen erarbeiten, auch in Kooperation mit anderen Organisationen. "Wir müssen sehr kritisch mit dem Methanschlupf aus unserem Fernleitungsnetz umgehen", schreibt der GGI-Vorsitzende Torben Brabo vom dänischen FNB Energinet Gas.

Mit deutschen Netzanteilen gehören der GGI – über Ontras hinaus – nur die FNB Gasunie, Fluxys und GRTgaz an. (geo)