Wärme

Brandenburg: Erdwärme immer mehr genutzt und auch interessanter

Steigende Energiepreise belasten die Geldbörsen von Privatleuten. Die Kosten machen aber auch Großverbrauchern zu schaffen. Gesucht werden Alternativen: Geothermie ist eine, die immer interessanter wird.
02.05.2022

Eine Erdbohrung für Geothermie wird vorbereitet. (Symbolbild)

In Brandenburg wird bei wärmetechnischen Anlagen nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zunehmend auf Erdwärme gesetzt. Derzeit gebe es 22.000 oberflächennahe Anlagen, sagte Claudia Lippert, stellvertretende Sprecherin des Ministeriums, auf Anfrage. 2015 waren es knapp 17.400, 2017 dann rund 20.200. Die Nutzung der Geothermie bei der Wärmewende sei ein laufender Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen sei.

Bohrfirmen, die die Anlagen für die Sonden installieren, seien gut ausgelastet, sagte André Deinhardt, Geschäftsführer des Bundesverbandes Geothermie, der Deutschen Presse-Agentur. 2021 sei das Interesse deutlich um 12 Prozent gestiegen. Seit dem Ukraine-Krieg und der Unsicherheit bei der Versorgung mit Erdgas seien die Anfragen sehr stark gestiegen, sagte er.

318.000 oberflächennahe Anlagen

Geothermie ist eine schier unerschöpfliche Energiequelle. In Mitteleuropa nimmt die Temperatur um etwa 3 Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe zu. Im Erdkern werden Temperaturen von etwa 5000 bis 7000 Grad Celsius erwartet.

Bei der oberflächennahen Geothermie gehen die Bohrungen bis in 400 Meter Tiefe. Die Temperaturen von bis zu 25 Grad werden für das Beheizen und Kühlen von Gebäuden sowie von technischen oder Infrastrukturanlagen genutzt. Derzeit sind in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes Erneuerbare Energie rund 318.000 oberflächennahe Geothermieanlagen in Betrieb.

Rund 10 Prozent der erneuerbaren Wärme

Laut Umweltbundesamt wurden im vergangenen Jahr 19,7 Prozent des deutschen Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Der Anteil durch Geothermie bei der erneuerbaren Stromerzeugung liege bei 0,1 Prozent. Derzeit werden etwa 10 Prozent der erneuerbaren Wärme aus Geothermie und Wärmeanlagen gewonnen.

Bei der oberflächennahe Geothermie sieht das Wirtschaftsministerium im Land keine Hemmnisse. "Staatliche Förderprogramme unterstützen die Realisierungen entsprechender Projekte", hieß es. Zudem führten steigende Energiepreise zum Umdenken und forcierten die Nutzung der oberflächennahen Geothermie. Das Land plane, in der nächsten Förderperiode Einzelvorhaben im Bereich der Tiefengeothermie finanziell zu unterstützen. Die Absprachen mit der EU liefen, betonte die Sprecherin.

Mindestens fünf Jahre bis zur Nutzung

Laut Bundesverband Geothermie ist die mitteltiefe Geothermie auch in Brandenburg eine Option, wird aber derzeit nur an wenigen Standorten genutzt. "Seit den vergangenen Wochen erhalten wir vermehrt Anfragen", sagte Deinhardt. Workshops für interessierte Stadtwerke werden angeboten.

Zeiträume für die Umsetzung von Projekten sind schwer abzuschätzen. Bei der oberflächennahen Geothermie hängt es von der Größe des Vorhabens und der Art der Wärmegewinnung ab. Wegen Planungen, seismischen Erkundungen, Genehmigungsverfahren, Bohrungen und der Errichtung der Wärmezentralen sollte bei Tiefengeothermieprojekten nach Angaben des Ministeriums von mindestens fünf Jahren ausgegangen werden.

Beschleunigung der Verfahren

Der Bundesverband fordert die Beschleunigung der Verfahren zur Genehmigung, aber auch die Intensivierung von Forschung und Entwicklung. Derzeit decke die Geothermie 1 Prozent des Gesamt- Wärmebedarfs ab. Nach aktuellen Studien der Fraunhofer- und der Helmholz-Gesellschaft könnten es etwa 25 Prozent des gesamten Wärme- und Kältebedarfes in Deutschland sein, sagte der Geschäftsführer.

Spezielle Informationen für das Land liefert das Geothermieportal, das vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe betrieben wird. Darüber sind Abfragen zu Standorten, zum Flächenbedarf von Erdwärmekollektoren, zur oberflächennahen und vereinzelt zur Tiefengeothermie möglich. (dpa/jk)