Energiewende-Akzeptanz geht leicht zurück – Verunsicherung bei Wärme groß
Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat ihre jährliche Akzeptanzumfrage zur Energiewende veröffentlicht. Die Mehrheit der Bevölkerung (81 Prozent) stehen hinter dem Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Ein hoher Wert, der allerdings schon einmal besser war.
Im Vergleich zu 2022 ist die Zustimmungsrate um etwa fünf Prozent gesunken. Erklärt werden, könnte dies durch die viele, schnell aufeinanderfolgenden Krisen in der Welt. „Die Abkehr von russischem Gas und die dadurch steigenden Preise haben eine hohe Akzeptanz für die heimischen Erneuerbaren Energien im letzten Jahr bewirkt,“ betont Robert Brandt, AEE-Geschäftsführer. Dieses Jahr habe die hohe Inflation und weltpolitische Lage jedoch den Fokus von der Klimakrise als unmittelbare Gefahr abgelenkt, so der Agenturchef weiter.
Solar ist am beliebtesten
Verglichen mit 2021 lag die Rückendeckung für die Energiewende ähnlich hoch, so die Umfrage, die im Auftrag von Yougov durchgeführt wurde und an der über 1000 Menschen ab 16 Jahren teilgenommen habren. Damals stimmt 83 Prozent der Befragten dem Ausbau der regenerativen Energien zu.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Erzeugungs-Technologien genießt nach wie vor die Photovoltaik die höchste Akzeptanz, wenn es darum geht, dass solche Anlagen in der eigenen Nachbarschaft errichtet werden sollen (Solardächer: 76 Prozent, Solarparks: 59 Prozent, Agri-PV: 57 Prozent).
Bürgerbeteiligung entscheidend
Entscheidend für die positive Bewertung der Technologien im eigenen Umfeld ist die Erfahrung mit diesen. So stimmen Menschen, die bereits Windkraftanlagen in ihrer Nähe haben, diesen eher zu als wenn sie diese nur aus der Ferne kennen (56 Prozent vs. 42 Prozent). Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Biogasanlagen. Hier steigt die Zustimmung von 37 auf 58 Prozent je nach Erfahrungswert.
Ebenfalls entscheidend für die positive Wahrnehmung der Energiewende in der Bevölkerung ist laut Umfrage die Bürgerbeteiligung. 50 Prozent der Teilnehmenden gaben an, sie würden Anlagen in ihrer Nachbarschaft befürworten, wenn sie damit günstigere Energie bekämen. 31 Prozent würden solche Projekte unterstützen, wenn die Gemeinde finanziell davon profitieren würde.
Mietende haben wenig Möglichkeiten
Zu den meist genannten Gründen warum Menschen nicht selbst an der Energiewende partizipieren, z.B. keine eigene Solaranlagen anschaffen, gehört, dass sie sich als Mietende nicht dafür zuständig fühlen (31 Prozent) oder schlichtweg nicht über ein eigenes Dach oder einen eigenen Balkon verfügen (40 Prozent).
Größtes Sorgenkind der Energiewende ist derzeit die Wärmewende. Das spiegelt auch die AEE-Umfrage wider. Nur fünf Prozent der Bürger:innen heizen derzeit überhaupt erneuerbar. Erst 14 Prozent planen in naher Zukunft auf eine klimafreundliche Heizung umsteigen zu wollen. 40 Prozent betonen erneut, dass sie diese Entscheidung als Mietende nicht treffen könnten.
Wenig Wissen um Wärmewende
Und selbst unter denjenigen, die einen Heizungswechsel planen, ist die Verunsicherung groß: 33 Prozent gaben an, dass sie nicht wüssten, ob für sie ein Anschluss an ein Fernwärmenetz infrage komme oder ob sie eine eigene Heizung benötigten. 29 Prozent wissen nicht, welche Förderung in Anspruch genommen und wie diese beantragt werden kann.
Ebenfalls wichtige Fragen, die sich die Menschen stellen, waren: welche Heizung in ihrem Zuhause funktioniert, welche Heizung letztendlich die kostengünstigste ist, ob und wann die jetzige Heizung ausgetauscht werden muss oder wo sie eine neutrale Beratung erhalten können.
Kommunikation ist entscheidend
„Die Fragen, die sich die Menschen stellen, sind ein Spiegel dafür, wie entscheidend Kommunikation für den Erfolg der Energiewende in Deutschland ist. Sie ist aus diesem Grund auch ein zentraler Eckpfeiler unserer Arbeit – sei es in unserem intensiven Dialog mit den Kommunen in Deutschland und auch darüber hinaus in Europa, sei es im Austausch mit der Erneuerbare-Energien-Branche oder im direkten Gespräch mit verunsicherten, sehr interessierten Bürger*innen und der jungen Generation“, resümiert AEE- Geschäftsführer Brandt. (lm)