Wärme

Gebäudesanierung: "Blamage für Deutschland in Kattowitz"

In Sachen energieeffizienter Gebäudesanierung kommt Deutschland nicht voran. Verbände der Energieeffizienzwirtschaft prangern die Einstellung Deutschlands an und sprechen von einer Blamage während der Klimakonferenz.
07.12.2018

Städte und Gemeinden sehen sich als Besitzer vieler Bauten in Sachen Sanierung finanziell herausgefordert.

Die Rückschritte bei der klimaeffizienten Gebäudesanierung in Deutschland sorgen für eine Blamage der Bundesregierung bei der Klimakonferenz in Kattowitz, befindet ein Zusammenschluss von Verbänden der Energieeffizienzwirtschaft. Es sind dies: die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Bundesverband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerk (GIH), der Verband für Wärmelieferung (VfW), der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) und der Bundesverband Wärmepumpe (BWP).

Modernisierungen für Vermieter unattraktiver

Die Bundesregierung habe im Rahmen der jüngsten Mietrechtsnovelle bewusst hingenommen, dass energetische Modernisierungen für Vermieter unattraktiver werden. Gleichzeitig habe die Regierung keinerlei Maßnahmen erwogen, die Senkung der sogenannten Modernisierungsumlage durch bessere Anreize aufzufangen.

Die jüngste Mietrechtänderung begrenze die Modernisierungsumlagen für den Vermieter. Während aktuell noch elf Prozent der Investitionssumme jährlich auf den Mieter umgelegt werden können, sollen es bald nur noch acht Prozent sein. Zudem wird eine Kappungsgrenze pro Quadratmeter eingeführt. Diese liegt bei drei Euro pro Quadratmeter, bei Mietpreisen unter sieben Euro pro Quadratmeter sogar nur bei zwei Euro und soll innerhalb von sechs Jahren eingeführt werden. 

Deutschland mit löchrigen Taschen

Ebenso sei eine steuerliche Förderung für Gebäudesanierungen weiter nicht in Sicht. Auch das Energiesammelgesetz werde der Energiewende im Gebäudebereich weiter schaden. Die Ziellücke zu den Pariser Klimazielen werde immer größer.

Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der DUH: "Deutschland steht jetzt nicht nur mit leeren, sondern mit löchrigen Taschen in Kattowitz vor der Weltgemeinschaft." Dies hätte verhindert werden können, wenn die Bundesregierung ihre Losung "Efficiency First" aus dem Koalitionsvertrag ernst nähme, die Steuerförderung für Haussanierer endlich angefasst hätte und mit dem Gebäudeenergiegesetz ambitionierte Rahmenbedingungen für Neubau und Bestand liefern würde.

Sanierung kann und muss für Mieter und Vermieter interessant sein

Dabei könnte eine energieeffiziente Gebäudesanierung aus Sicht der Verbände den Weg zur Energiewende ebnen. Christian Noll, geschäftsführender Vorstand DENEFF: "Ein klimaneutraler Gebäudebestand ist erklärter Kernbaustein der deutschen Klimaschutzstrategie." Die Bundesregierung nehme, so Noll, das Sinken der Sanierungsraten hin. "Das ist nicht nur peinlich, sondern auch wirtschaftsschädlich, denn deutsche Unternehmen sind weltweit Spitze in Energieeffizienzlösungen und stellen über 600.000 Arbeitsplätze", begründet er.

Auch der Energieberaterverband GIH fordert ein Umdenken. Es gebe viele Unternehmen der Wohnungswirtschaft, die energetische Sanierungen sozialverträglich hinbekommen würden. "Diese Sanierungen müssen und können sowohl für Mieter als auch für Vermieter attraktiv sein", beschwert sich GIH-Bundesgeschäftsführer Benjamin Weismann. Neben sozialpolitischen Erwägungen habe die Bundesregierung es schlicht unterlassen, zu überlegen, wie sie die Förderung, steuerliche Anreize, Mietspiegel und andere Instrumente so gestalten könne, dass auch für die Vermieter ein Schuh daraus werde. (hol)