Wärme

Kiel: Rückbau des Kohlekraftwerks gestartet

Die Stadtwerke Kiel wollen die freiwerdenen 7,5 Hektar für die weitere Dekarbonisierung der Kieler Fernwärme nutzen.
23.11.2021

„Aktuell wird überlegt, den massiven Schornstein mit einer gezielten Sprengung in einem Stück auf die Seite umfallen zu lassen", sagt Jörg Teupen, Technikvorstand des Unternehmens.

Der Rückbau des seit April 2019 stillgelegten Kohlekraftwerks auf dem Kieler Ostufer startet nun sichtbar. Nachdem das Grundstück verkauft wurde, soll in zwei Jahren das 14 Hektar große Grundstück freigeräumt und somit die über 50 Jahre alten Kraftwerksgebäude Geschichte sein. Dann nutzen die Stadtwerke Kiel 7,5 Hektar für die weitere Dekarbonisierung der Kieler Fernwärme und der Seehafen Kiel 6,5 Hektar als Erweiterungsfläche, teilt das kommunale Unternehmen mit.

Für die Rückbauarbeiten wurde die Firma „Thelen Industrial Demolition (TID)“, die Teil der Thelen Gruppe ist, beauftragt. Die TID ist der Spezialist für den Rückbau und den Abbruch ausgedienter Kraftwerke. "Der Rückbau eines Kohlekraftwerks ist immer eine große Herausforderung und verantwortungsvolle Aufgabe. Hier in Kiel fallen rund 75.000 Tonnen Baustoffe und Abfälle an, die der Entsorgung zugeführt oder wenn möglich recycelt werden. In Spitzenzeiten werden wir mit 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort sein", betont Wolfgang Thelen, Geschäftsführender Gesellschafter der Thelen Gruppe. Derzeit entkernt die TID zunächst die Gebäude und bereitet so den endgültigen Abriss vor. Hierzu gehört dann auch der 126 Meter hohe Schornstein.

Schornstein sprengen?

"Aktuell wird überlegt, den massiven Schornstein mit einer gezielten Sprengung in einem Stück auf die Seite umfallen zu lassen. Sollte die Entscheidung für diese außergewöhnliche Aktion getroffen werden, wird die Öffentlichkeit rechtzeitig vorher informiert", gewährt Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, einen Einblick in die bisherigen Planungen. Bis die Entscheidung hierzu fällt, vergehen jedoch noch einige Monate.
 
Bereits seit Stilllegung Anfang 2019 ist schon einiges in den Kraftwerksgebäuden passiert. So wurden alle wassergefährdenden Stoffe, wie beispielsweise Öle oder Ammoniak entfernt und die erforderlichen Leitungen geleert und gespült. Unter anderem enthielten die alten Transformatoren sehr viel Öl. Auch Altmetalle oder Kupferschrott wurden separiert und teilweise sogar verkauft.

Kieler loten weitere klimafreundliche Optionen aus

Nach der Stilllegung übernahm das Küstenkraftwerk der Stadtwerke Kiel in direkter Nachbarschaft die Strom- und Fernwärmeproduktion. Es reduziert die CO2-Emissionen um rund 70 Prozent gegenüber dem kohlebetriebenen Vorgänger. "Dies ist ein großer Sprung, um die CO2-Emissionen in Kiel zu senken. Darauf ruhen wir uns jedoch nicht aus. Auf unserem Weg zur Klimaneutralität orientieren wir uns am Pfad der Bundesregierung, der die Klimaneutralität für 2045 vorsieht. Aktuell sind wir dabei, Möglichkeiten zu bewerten, um das Ziel noch schneller zu erreichen. Dabei sind wir optimistisch, hierzu zum Jahreswechsel einen Ausblick geben zu können", so Teupen zuversichtlich.
 
Auf dem frei werdenden Gelände böte sich beispielsweise eine Großwärmepumpe an, weil es direkt an der Kieler Förde grenzt. Umweltwärme der Förde zu entnehmen, um daraus warmes Heizwasser für die Fernwärmerzeugung herzustellen, wäre eine gute Kombination in Verbindung mit unserem Küstenkraftwerk. (gun)