Wärme

Mess-Ergebnisse belegen: Nutzung von Geothermie im Münsterland möglich

Die Daten des Landes sollen nun Stadtwerken aus der Region zur Verfügung gestellt werden. Unter anderem die Stadtwerke Münster liebäugeln mit der Erdwärme.
26.09.2022

Die Stadtwerke Münster wollen Wärme für Münster künftig nahezu vollständig aus erneuerbaren Quellen gewinnen.

Im Münsterland könnten Gebäude künftig mit klimafreundlicher Erdwärme versorgt werden. Das ist das Ergebnis von Geothermie-Messungen, die der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen im Auftrag des Klimaschutz- und Energieministeriums durchgeführt hat. Demnach konnten die Experten drei Gesteinsschichten identifizieren, die für Tiefengeothermie geeignet sind.

 

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur betont in einer Mitteilung, dass Tiefengeothermie zu einem wichtigen Pfeiler einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Nordrhein-Westfalen werden kann bzw. sollte. „Das macht uns unabhängiger von fossilen Energielieferungen.“ Wichtig sei, dass die regionalen Akteure jetzt zügig anpacken und das Thema im Dialog mit den Bürgern weiter vorantreiben.

Daten werden Stadtwerken zur Verfügung gestellt

Die bei Messungen im November und Dezember 2021 erhobenen Daten werden nun regionalen Unternehmen, darunter Stadtwerke und Energieversorger, zur Verfügung gestellt. Diese können damit die gezielte Projektplanung zur Umsetzung geothermischer Wärmeversorgung starten, teilt das Ministerium weiter mit.

Der Geologische Dienst erforschte den Untergrund im Münsterland bis in eine Tiefe von 6000 Metern. Dafür kamen so genannte Vibro-Trucks zum Einsatz, die – wie bei einer Ultraschalluntersuchung – Schallwellen in den Boden senden. Aus den Messdaten kann dann ein Bild des Untergrundes erzeugt werden.

Projektleiter spricht von "Luxus"

 

«Das ist ein Luxus, dass eine Region auf drei Kalksteinhorizonte zugreifen kann», sagt Projektleiter Ingo Schäfer vom Geologischen Dienst der Deutschen Presse-Agentur zu den Ergebnissen der seismischen Messungen im Münsterland. Nach seinen Angaben ist in einer Tiefe von etwa 1200 bis 1500 Meter in einer Kalksteinschicht Wasser mit etwa 40 bis 50 Grad zu erwarten. «Sicher ist, dass die Temperatur da ist. Nicht sicher ist, wie viel Wasser rauskommt», erläuterte Schäfer. Ein solche Temperatur könnte ausreichen, um etwa ein neues Wohnquartier mit Wärme zu versorgen.

Für die Versorgung eines ganzes Fernwärmenetzes wäre etwa die Schicht in 4500 bis 5000 Meter geeignet. «Da kommen ganz andere Temperaturen raus», erklärte er. Dort seien etwa 130 bis 160 Grad zu erwarten. Bei der tiefsten der drei Kalksteinschichten in etwa 6000 bis 6500 Meter Tiefe dürften Temperaturen von etwa 180 bis 200 Grad vorhanden sein. Das Wasser sei trotz einer solch hohen Temperatur in dieser Tiefe durch den immensen Druck immer noch flüssig.

"Rosinen im Kuchen" gefunden

«Wir wissen jetzt, wo sich die Rosinen im Kuchen befinden», erklärte der Projektleiter. Mit weiteren schachbrettartigen Messungen oder Bohrungen könnten konkrete Standorte näher erkundet werden.

Bei der hydrothermalen Tiefengeothermie wird heißes Wasser mit einer Bohrung aus einer wasserführenden Schicht an die Erdoberfläche gefördert. Das heiße Wasser gibt die Wärme über einen Wärmetauscher an ein Wärmenetz ab. Über eine zweite Bohrung fließe das abgekühlte Wasser zurück in die wasserführende Schicht.

 

Weitere Messungen angekündigt

Nach dem Erfolg im Münsterland werden aktuell weitere Messungen im Rheinland, zwischen Viersen, Krefeld, Duisburg und Düsseldorf, vorbereitet. (amo/mit dpa)