Wärme

Stadtwerke Augsburg nutzen Abwärme der Industrie

Das kommunale Unternehmen hat einen Vertrag mit Rolls-Royce Solutions Augsburg abgeschlossen. Mitte 2025 soll es mit der Einspeisung ins Fernwärmenetz losgehen.
29.04.2024

Tobias Schnell, Geschäftsführer von Rolls-Royce Solutions Augsburg und SWA-Vertriebsleiter Ulrich Längle (v. l.)

 

Die Stadtwerke Augsburg (SWA) wollen künftig vermehrt industrielle Abwärme nutzen, zum Beispiel aus dem Werk der Rolls-Royce Solutions Augsburg. Rolls-Royce produziert in Augsburg "mtu"-Gasaggregate für die Strom- und Wärmeversorgung. SWA-Vertriebsleiter Ulrich Längle und der Geschäftsführer von Rolls-Royce Solutions Augsburg, Tobias Schnell, haben jetzt die SWA-Fernwärmestrategie 2040 und die Kooperation der beiden Unternehmen vorgestellt.

Bis zu 70 Prozent des Augsburger Wärmebedarfs wollen die SWA bis 2045 mit Fern- oder Nahwärme decken – heute sind es rund 25 Prozent. Dafür investieren sie bis 2040 rund eine Milliarde Euro. Das Fernwärmenetz mit einer Länge von heute gut 200 Kilometern soll bis dahin deutlich erweitert und neue, zusätzliche Erzeugungsanlagen sowie Wärmespeicher sollen gebaut werden.

Weitere Abwärme-Lieferanten werden gesucht

„Fernwärme ist technologieoffen“, beschreibt SWA-Vertriebsleiter Ulrich Längle einen der Vorteile der Fernwärme in einer Pressemitteilung. „Wir liefern heißes Wasser in Haushalte und Unternehmen, das auf unterschiedliche Weise regenerativ erzeugt werden kann.“ Neben einem weiteren Biomassekraftwerk, Großwärmepumpen, Wärmespeichern und der Abwärme aus der Müllverbrennung, soll auch verstärkt nicht vermeidbare industrielle Abwärme für die Fernwärme genutzt werden. „Wir sind dazu mit zahlreichen Unternehmen im Gespräch“, so Länge. Mit dem ersten sei nun eine konkrete Kooperation vereinbart worden. Das Potenzial der industriellen Abwärme liegt laut Längle bei rund 60 Megawatt Leistung, soviel wie ein größeres Kraftwerk.

Ab Mitte 2025 soll Rolls-Royce Solutions Augsburg die Abwärme in das Fernwärmenetz der SWA einbringen wird. Die eingespeiste Energie ist CO2-neutral, weil sie aus der vorhandenen Abwärme der Motorenprüfstände im Werk in der Dasinger Straße gewonnen wird. Etwa 500 Haushalte können mit der zusätzlichen Wärme versorgt und dabei etwa 1.500 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden.

Auch Augsburg hängt noch am Erdgas

Bereits heute deckt die Fernwärme rund ein Viertel des Augsburger Wärmebedarfs. Mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs wird noch mit Erdgasheizungen erzeugt.

Die SWA wollen nicht nur das Fernwärmenetz massiv ausbauen, sondern die Erzeugung bis 2040 auch zu 100 Prozent auf regenerative Energie und Abwärme umstellen. Bereits heute stammen mehr als 60 Prozent der Fernwärme aus regenerativer Erzeugung und Abwärme, wie dem Biomassekraftwerk oder der Müllverbrennungsanlage. „Bei der Fern- oder Nahwärme müssen nur wenige große Wärmeerzeuger auf erneuerbare Quellen umgestellt oder gebaut werden und nicht zigtausende einzelne Gas- oder Ölheizungen in den Gebäuden“, lässt Länge sich zitieren.

Kunden wollen Fernwärme

Bisher liefern die Stadtwerke je nach Witterung bis zu 680 Millionen Gigawattstunden Wärmeleistung an ihre Kunden, das entspricht einem Wärmebedarf von umgerechnet rund 35.000 Haushalten. 2040 sollen es mit rund 1.100 Gigawattstunden fast doppelt so viel sein. Spätestens seit der Energiekrise sei die Nachfrage nach Fernwärme regelrecht explodiert. „Dort wo wir ankündigen, Fernwärme auszubauen, wird das Angebot fast ausschließlich dankend angenommen“, so Längle.

Seit 2021 verschicken die SWA Kundenanschreiben, wenn ein Gebiet neu mit Fernwärme erschlossen wird, in dem gleichzeitig das Alter und der Zustand der Gasleitungen soweit fortgeschritten sind, dass der Gasnetzbetreiber in den nächsten Jahren mit einem umfassenden Sanierungsprogramm das Erdgasnetz an dieser Stelle für den weiteren Erhalt rüsten müsste. Da ein entsprechendes Gebiet mit Fernwärme erschlossen wird, wäre dies weder ökologisch noch wirtschaftlich vertretbar, so ein Stadtwerke-Sprecher. (amo)