Wärme

Strompreis steigt schneller - Heizen kostete weniger

Niedrige Temperaturen haben dazu geführt, dass viele Deutsche nicht so tief für das Beheizen ihrer Wohnungen in die Tasche greifen müssen. Dafür sind die Stromkosten zum Teil stark gestiegen.
08.06.2020

Bei den Heizkosten gibt es große regionale Unterschiede.

Wegen der milden Witterung mussten die Haushalte in ganz Deutschland weniger heizen. Doch je nach Region unterschieden sich die angefallenen Gaskosten deutlich: Ein Musterhaushalt in Thüringen musste über 300 Euro mehr bezahlen als ein Berliner Haushalt. Das zeigen Berechnungen des Vergleichsportals Verivox.

"Die jährlichen Gaskosten für Verbraucher hängen von zwei Faktoren ab: der regionalen Wetterlage während der Heizperiode und dem aktuellen Gastarif. Unsere Analyse berücksichtigt beide Faktoren", sagt Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox.

Auch Sachsen-Anhalt als teures Pflaster

Die höchsten durchschnittlichen Gaskosten wurden in der vergangenen Heizperiode in Thüringen fällig. Ein Musterhaushalt in einem Einfamilienhaus musste hier 1103 Euro für Gas bezahlen. In Sachsen-Anhalt (1058 Euro), Sachsen (1057 Euro) und dem Saarland lagen die Kosten ebenfalls vergleichsweise hoch.

Günstiger waren die Gaskosten in den beiden größten Städten: In Berlin lagen die durchschnittlichen Heizkosten bei nur 780 Euro, in Hamburg bei 821 Euro. Auch in Schleswig-Holstein (917 Euro) und in Niedersachsen (939 Euro) wurde vergleichsweise günstig geheizt.

Deutliche regionale Unterschiede bei Durchschnittstemperatur

Durch den ungewöhnlich milden Winter sank der Heizbedarf zwischen Oktober 2019 und April 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum im bundesweiten Durchschnitt um 2,5 Prozent.

Deutlich milder als im Vorjahreszeitraum war es in Baden-Württemberg, wo der Heizbedarf um rund 5 Prozent gesunken ist. Auch in Sachsen und im Saarland (je 4 Prozent) musste merklich weniger geheizt werden. Lediglich in Berlin und Hamburg veränderte sich der Heizbedarf im Vergleich zur Heizperiode 2018/2019 kaum.

Strom wird immer teurer

Eine gegenläufige Entwicklung gibt es bei den Strompreisen. Während Heizen preiswerter geworden ist, hat sich der Anstieg der Strompreise beschleunigt. Für Strom muss ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden und einem Vertrag der Grundversorgung im Durchschnitt 5,9 Prozent mehr bezahlen als im vergangenen Jahr, wie der Datenbankanalyst Enet errechnet hat. Für einen solchen Musterhaushalt bedeute das einen Aufschlag von 57 Euro im Jahr.

Je später die neuen Preise in diesem Jahr in Kraft traten, desto höher sei im Schnitt der Aufschlag ausgefallen, heißt es in dem Marktbericht. Während die Erhöhungen zum Jahresbeginn im Durchschnitt 5,3 Prozent betragen hätten, habe das Plus bei den zum 1. Mai in Kraft getretenen neuen Preisen rechnerisch 13,3 Prozent betragen. Preiserhöhungen hat es in etwa drei Viertel der Netzgebiete gegeben.

Preis könnte sinken

In der zweiten Jahreshälfte könnte der Strompreis wegen der geplanten Absenkung der Mehrwertsteuer für alle Haushalte sinken. Nach Berechnungen der Vergleichsportale Verivox und Check24 muss eine Familie 15 bis 20 Euro weniger Zahlen. Vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 soll der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf 16 Prozent reduziert werden. (amo/mit dpa)