Wärme

Studie: Energetische Sanierungen zentral für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen

Sanierungen schützen auch längerfristig vor einem Anstieg der Heizkosten und dient nicht nur dem Klimaschutz, ergeben Untersuchungen des IÖW und des Öko-Insitituts.
18.01.2022

Monatliche Wohnkosten für Mietende mit geringem Einkommen vor und nach ambitionierter Sanierung.

Wer mit Heizöl oder Erdgas heizt, muss in diesem Winter für seine warme Wohnung so viel bezahlen wie noch nie. Besonders betroffen sind Haushalte in schlecht sanierten Altbauten mit einem hohen Energiebedarf. Bislang wurde vor allem aus Gründen des Klimaschutzes gefordert, den Gebäudebestand zügig energetisch zu sanieren. Aber Sanierungen schützen auch längerfristig vor einem Anstieg der Heizkosten, teilen das Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und des Öko-Instituts im Forschungsverbund Ecornet Berlin mit. Sie belegen es mit Untersuchungen.
 

Die Forschenden haben über Beispielhaushalte berechnet, wie sich eine ambitionierte energetische Sanierung finanziell auf Mietende auswirkt. So zeigen sie, dass Sanierungen über den Betrachtungszeitraum von 20 Jahren bei der Verwendung von Fördermitteln rund 50 Cent pro Quadratmeter einsparen können, wenn nur die energetischen Modernisierungskosten umgelegt würden. M

ietende können dann im besten Fall bereits im ersten Jahr nach Sanierung bei ihrer Warmmiete sparen. Besonders für Haushalte mit geringem Einkommen ist es wichtig, dass ambitioniert saniert wird, um Einsparungen zu erzielen und die Mietkostenbelastung zu senken.

Für geringe Warmmieten sind Fördermittel bei Sanierungen zentral

"Ambitionierte energetische Gebäudesanierungen sind teuer. Damit die Mietenden wirklich über sinkende Heizkosten entlastet werden, ist es wichtig, dass bei der Finanzierung der Investitionen Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen werden, weil dadurch die Umlage auf die Mietenden direkt reduziert wird", sagt Projektleiterin Julika Weiß, Wärmeexpertin am IÖW.

„Doch bisher gibt es hierfür keine Verpflichtung und die Anreize für die Vermietenden sind bei den aktuellen Umlageregelungen gering, sodass die Gefahr besteht, dass Sanierungen die Mietenden eher zusätzlich belasten.“

Politische Empfehlungen

Der Politik empfehlen die Forschenden daher, gezielt zu fördern und zu fordern. Das bedeutet, auf Bundes- und Landesebene attraktive Förderprogramme anzubieten und die Genehmigungspraxis in Milieuschutzgebieten so zu ändern, dass sie eine Warmmietenneutralität begünstigt. Zudem sollte das Mietrecht so geändert werden, dass es zukünftig finanziell für Vermietende grundsätzlich vorteilhaft ist, Fördermittel in Anspruch zu nehmen.

Neben der Förderung von Sanierungen und dem Schutz vulnerabler Gruppen empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Land Berlin insbesondere auch, lokale Beratungsangebote zu schaffen. Vermietende und Mietende müssten sich unkompliziert vor Ort über energetische Sanierungen, Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote informieren können. Dies sei wesentlich dafür, Akzeptanz zu schaffen und Teilhabe zu verbessern.

Energiearmut und hohe Belastung der Mietenden verhindern

„Dieser Winter führt uns vor Augen, wie schnell steigende Energiekosten zu Energiearmut führen und Mietende belasten können“, erklärt Katja Schumacher vom Öko-Institut. Wenn Sanierungen so durchgeführt werden, dass sie die Warmmieten nach oben treiben, verschärft sich die Situation der betroffenen Haushalte weiter. Die zusätzlichen Belastungen können dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Haushalte mit geringem Einkommen und ohnehin schon hoher Mietbelastung sind viel stärker betroffen.

„Dies fangen die Sozialsysteme bislang nicht ausreichend auf“, so Schumacher. „Mit Anpassungen beim Wohngeld und den Kosten der Unterkunft sowie durch einfach umsetzbare Härtefallregelungen könnten Mietende mit wenig Einkommen vor solchen Kostensteigerungen geschützt werden.“ (gun)