Entsorgung

Abspaltung von Alba: Interzero geht an den Start

Einer der Alba-Brüder formiert eine neue Unternehmensgruppe. Darin ist das internationale Recycling-Geschäft gebündelt.
14.06.2022

Axel Schweizer, Gesellschafter und Geschäftsführer, spricht bei einer Pressekonferenz im Rahmen eines Presserundgangs im neuen Umweltdienstleistungsunternehmen Interzero.

 

In Nordrhein-Westfalens Müllbranche taucht eine weitere Firma mit Milliardenumsatz auf der Bildfläche auf. Der Manager Axel Schweitzer stellte am Montag in Marl das Unternehmen Interzero vor, das sich auf die Sortierung und Verarbeitung von Plastikmüll spezialisiert. Zudem wird Beratung zur Abfallvermeidung angeboten.

Hintergrund der Firmengründung ist die Aufteilung des Berliner Abfallkonzerns Alba: Axel Schweitzer bekommt die eine Hälfte und sein Bruder Eric die andere Hälfte, in der unter anderem das Geschäft mit Müllabfuhren sowie das mit Papier und Bioabfall verbleiben. Erics Teil heißt weiterhin Alba, Axels hingegen Interzero.

Eine Milliarde Euro Umsatz

Die Alba-Unternehmensteile, die Interzero übertragen wurden, kamen zuletzt den Angaben zufolge auf einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro bei circa 2000 Beschäftigten. Der Firmensitz ist zwar Berlin, die Verwaltung sitzt aber größtenteils in Köln. Mit einer Plastik-Sortieranlage in Marl, wo der Manager seine neue Firma am Montag vorstellte, gibt es einen weiteren wichtigen Interzero-Standort in NRW.

Das Bundesland beheimatet schon andere größere Abfallfirmen. So kommt der Branchenprimus Remondis aus Lünen und der «Grüner Punkt»-Markeninhaber DSD aus Köln. Das zur Lidl-Mutter Schwarz gehörende Unternehmen Prezero hat seine Wurzeln in Porta Westfalica. Alba gehörte als eine gemeinsame Firma bisher zu den Branchengrößen in Deutschland, nach der Aufteilung verlieren die beiden Unternehmen in dem Ranking aber an Boden.

Agileres Handeln möglich

Die Brüder Schweitzer hatten im vergangenen Jahr bekanntgegeben, dass sie den Konzern unter sich aufteilen. Die Trennung steht nun rechtlich kurz vor dem Abschluss. Axel Schweitzer sagte am Montag, die beiden Brüder blieben Eigentümer der Geschäftszweige, für die sie vorher ohnehin schon zuständig waren. Als separate Firmen mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern sei man «agil aufgestellt».

Es gibt bereits eine Alba-Tochter mit dem Namen Interseroh, die unter anderem für die Lizenzierung von Verpackungsabfall zuständig ist und in Köln sitzt. Dieser Firmenteil wird auf Interzero übertragen. Die beiden letzten Silben des Namens von Interseroh waren ein Kürzel für «Sekundär-Rohstoffe». Der neue Firmenname Interzero bezieht sich hingegen auf das Ziel einer Welt ohne Abfall, der verbrannt wird («zero waste»). Axel Schweitzer betonte am Montag, dass dies möglich sei. «Als ich vor 15 Jahren über eine Welt ohne Abfall sprach, wurde ich belächelt.» Das habe sich geändert, es finde ein gesellschaftlicher Wandel statt.

Moderne Sortieranlage

Dieser Wandel sei auch nötig, denn: «Wir verbrennen noch viel zu viele Abfälle.» Dadurch gingen Rohstoffe verloren und die  CO2-Belastung sei hoch. Die Kreislaufwirtschaft müsse gestärkt werden – dass also Teile von weggeworfenen Produkten wiedergenutzt werden für neue Produkte, anstatt sie zur Energieerzeugung zu verbrennen.

In der Marler Sortieranlage wird der Abfall in unterschiedliche Kunststoffarten getrennt und eine Weiterverarbeitung in anderen Anlagen ermöglicht – dort wird der Abfall zu Granulaten verschmolzen, um später in neuen Produkten eingesetzt zu werden, etwa in Taschen. Die Anlage zeigt, wie aus einem schier untrennbaren Wust an Plastikmüll, der angeliefert wird, nach aufwendigen Trennungsprozessen am Ende unterschiedliche Abfallberge entstehen, die eine sortenreine Verarbeitung ermöglichen sollen.

Probleme mit Verbundstoffen

Allerdings stößt auch diese hochmoderne Anlage an ihre Grenzen: Circa 40 Prozent der angelieferten Massen werden später doch noch verbrannt. Das liegt etwa an Verbundmaterialien, bei denen verschiedene Stoffe so stark ineinander verwoben sind, dass sie für das Recycling ungeeignet sind. Aus Sicht der Abfallbranche sollten solche Verbundmaterialien weniger eingesetzt werden, um das Recycling zu erleichtern – dieser Appell richtet sich an die Industrie. (dpa/hp)